[NMZ] Mainz im Quadrat mit BERGGER Pancro 400
Letzte Woche war ich für vier Tage in Mainz beruflich unterwegs. Mit dabei im Gepäck hatte ich meine zweiäugige Ricohflex New Dia Spiegelreflex. Die Kamera war mit einem BERGGER Pancro 400 Film bestückt. Der 120er Rollfilm bietet Platz für zwölf Fotos im quadratischen 6x6cm2 Format, und diese Fotos möchte ich in diesem Artikel zeigen. Dazu kommen ein paar Gedanken zum Pancro 400, den ich erstmals als Rollfilm verwendet habe.
Den Film belichtet habe ich auf Box Speed, wie es so schön auf Neudeutsch heißt. Die Ricohflex Kamera wird komplett manuell bedient und hat keine Unterstützung für die Belichtungsmessung. Daher habe ich bei allen Motiven mit einer Ricoh GR IIIx „vorbelichtet“, um die korrekte Belichtung zu bestimmen. Die digitale Ricoh war entsprechend auf das 1×1 Format und fixen ISO 400 Wert eingestellt, so dass ich die gemessene Zeit bei vorgegebener Blende direkt auf die Ricohflex übertragen konnte. Dabei gilt es zu beachten, dass die Ricohflex nur eine minimale Verschlusszeit von 1/400s bietet. Bei Sonnenschein und ISO 400 war das manchmal gar nicht so einfach, und so wurde dem ein oder anderen analogen Foto bewusst mehr Licht gegeben als notwendig war, anstatt einen höheren Blendenwert zu wählen.
Die ersten Fotos zeigen den Blick aus meinem Hotel am Bahnhof sowie die Umgebung um die Rheingoldhalle am Main am frühen Dienstag Nachmittag bei leichter Bewölkung und viel Sonnenschein.
Am Donnerstag hatte ich die Kamera für einen zweiten Streifzug am Abend vor Sonnenuntergang mit. Da ich kein Stativ mitgenommen hatte, sind die Aufnahmen noch bei ausreichend Licht frei Hand entstanden. Ziel des Spaziergangs war der Zollhafen, der in den letzten Jahren neu bebaut wurde.
Gerade der Zollhafen hätte eigentlich einen Farbfilm verdient gehabt. Ich mogle daher zwei Fotos aus der GR IIIx hier unter, die die Kunsthalle Mainz sowie das Betongold am Clarissa-Kupferberg-Platz zeigen.
Den Pancro 400 Film habe ich im Heim-Küchen-Labor entwickelt. Dabei habe ich Kodak D76 als neutralen Entwickler gewählt, um möglichst die Standard Eigenschaften des Films herauszuarbeiten und nicht in eine gewisse Richtung (bspw. für härtere Kontraste) zu drängen. Der beliebte Allzweck-Entwickler funktioniert in der Regel mit vielen Schwarz-Weiß-Filmen und bietet eigentlich immer eine gute Balance zwischen Kontrast, Schärfe und Korn. Im 1:1 Mischungsverhältnis durfte der Film 17 Minuten in der Entwicklerchemie baden.
Die Negative wurden nach der Entwicklung und Trocknung mit meiner PENTAX K-1 digitalisiert und dann in Lightroom mit dem Negative Lab Pro Plugin in digitale Schwarz-Weiß Positive gewandelt, wie ich es in meinem Artikel Wie ich meine Negative digitalisiere beschrieben habe. Dabei nutze ich im Grunde die Standard Einstellungen des Plugins. Für Schwarzweiß wähle ich immer das Tone Profile LAB Shadow Hard, d.h. die dunklen Bereichen fallen in der Helligkeit ein wenig steiler ab als mit dem LAB Default Tone Profile. Die folgende Gegenüberstellung zeigt die Wirkung, die in meiner Einschätzung aber nur leicht nuanciert wirkt.
Ich habe mir vor Erstellung dieses Artikels extra keine Erfahrungsberichte zum Pancro 400 im Netz durchgelesen, um mit guten Gewissen meine persönlichen Eindrücke frisch formulieren zu können. Dazu muss ich betonen, wie sehr ich Laie im Thema bin und es mir nur darum geht, mein subjektives Empfinden zu sortieren. Ich mache analog auch keine Testaufnahmen, um zu schauen, wie sich der Film genau bei gezielter Unter- oder Überbelichtung verhält. Es geht nur darum zu klären, ob mir die Ergebnisse bei normalen Aufnahmebedingungen gefallen und ich den Film in Zukunft weiter verwenden möchte.
Mein erster Eindruck bei Sichtung aller Fotos war positiv. Die Tonwertverläufe erscheinen sehr fein, es gibt keine harschen, kontrastreichen Helligkeitsübergänge. Trotz der manchmal anspruchsvollen Belichtungssituation Sonne versus Schatten scheinen keine Bereiche in Schwarz abzusaufen oder in Weiß auszubrennen. Selbst bei den um ein bis zwei Blenden überbelichteten Aufnahmen kann ich im Himmel Wolkenzeichnung ausmachen, die dann später in der digitalen Nachbereitung noch weiter betont werden können (was ich hier nicht gemacht habe). Andere mögen solche Ergebnisse kontrastarm und fade finden, ich dagegen schätze die feinen Grauwertstufen als Ausgangsmaterial, die mir bei meiner hybriden Arbeitsweise (analog fotografieren und entwickeln, digitalisieren und bearbeiten) mehr Möglichkeiten in der digitalen Ausarbeitung geben.
Unter der digitalen Lupe zeigt der Film ausreichende, aber nicht beeindruckende Schärfe, dazu ein sichtbares, dennoch nicht dominantes Korn. Also im Grunde Ergebnisse, wie es bei einem ISO 400 Film mit einem Standard Entwickler erhofft werden kann. Dazu kommt noch die Unsicherheit, inwiefern die 80mm Optik der Ricohflex ein Mehr an Schärfe verhindert. Das ist nicht negativ gemeint, weder gegenüber Film noch Kamera, sondern einfach nur eine neutrale Feststellung.
Und was schreibt der Hersteller selbst zu seinem Produkt? Wer die Beschreibung auf der BERGGER Homepage studiert, wird bemerken, dass der Pancro 400 ein Alleskönner sein muss. Der panchromatische Film könne auf ISO 160 bis 1600 belichtet werden, und dabei je nach Entwicklung (und Entwickler) sehr feines bis prominentes Korn produzieren, bei einem sehr großen Dynamikumfang. Möglich wird dies über einen Mix aus kubischen und flachen Silberkristallen in der Emulsionsschicht. Der beworbene hohe Kontrastumfang und die feine Abstufung der Grauwerte passt schon einmal zu meiner Ein-Film-Erfahrung. Bei Belichtung auf den Nenn-ISO-Wert hätte ich dann eventuell ein noch feineres Korn und Schärfe vermutet.
Es gibt viele Praxistests zum Pancro 400 im Netz, teilweise mit methodischen Vorgehen zu unterschiedlichen Belichtungswerten bei gleicher Ausgangssituation. Hervorheben möchte ich den Test bei ISO 400 und ISO 800 auf Emulsive. Der Tenor deckt sich mit meinem bescheidenen Eindruck. Um die Frage von vor vier Absätzen weiter oben zu klären: Ja, den Film würde ich weiter nutzen. Allerdings ist derzeit mein Kühlschrank noch zu gut mit Produkten von anderen Herstellern gefüllt. Die Leistung des Pancro 400 stimmt. Dazu kommt noch ein weiterer Pluspunkt, nämlich der Preis. Dieser liegt für die Rollfilm und Kleinbild Varianten im Bereich von Kentmere bzw. Agfa (nur KB). Der Pancro 400 ist damit preiswerter als vergleichbare Filme der Platzhirsche Ilford und Kodak.