Wie ich meine Negative digitalisiere
Es gibt einige gute Gründe, sich selbst mit dem Digitalisieren von analogen Film auseinanderzusetzen statt die Arbeit dem Labor zu überlassen. Da ist erst einmal die Neugier, sich mit einem neuen fotografischen Thema auseinanderzusetzen. Dazu kommt das gute Gefühl, über einen weiteren Baustein der Bildentstehung Kontrolle ausüben zu können. Und zu guter Letzt sind da noch die eingesparten Kosten, denn pro Filmentwicklung im externen Labor kommen noch ca. 5 bis 15 EUR für den Scan je nach Auflösung und Ausgangsmaterial hinzu. Hier müssen natürlich ehrlicherweise noch die Investitionskosten für das eigene Equipment fürs Scannen gegengehalten werden, aber dazu später mehr.
In diesem Artikel beschreibe ich ausführlich mein aktuelles Vorgehen, und ein wenig wie ich da hingekommen bin. Dazu kann ich vorab festhalten, dass ich den Workflow immer noch hinterfrage und sicher weiter optimieren könnte. Das wäre auch verbunden mit weiteren Investitionen, die ich aber gerade nicht rechtfertigen kann, zumal ich im Monat höchstens zwei oder drei Filme belichte.
Ein entscheidender Faktor für die Zufriedenheit beim Do-It-Yourself Ansatz ist natürlich das digitale Ergebnis. Hier ist mein Ziel, mit einem normalen Scan aus dem Labor konkurrieren zu können. Ein weiterer Punkt ist, inwiefern mir das Digitalisieren auch Freude bei der Durchführung bereitet, und dass die eingesetzte Zeit erträglich bleibt. Die Herausforderung besteht darin, dass das Scannen und die Wandlung der Rohdaten in ein vorzeigbares Positiv mit Standard-Einstellungen keine besonders kreative Tätigkeit ist, und daher auch nicht zu viel Zeit rauben sollte.
Aller Anfang ist schwer
Meine ersten Gehversuche liegen bereits fast zwei Jahre zurück. In der Zeit habe ich noch wenig analog fotografiert, und so war der (Kosten-) Druck zum Selber-Digitalisieren noch nicht so hoch. Direkt ausgeschlossen hatte ich unseren Flachbettscanner als Lösung aufgrund der geringen Scanauflösung. Die Anschaffung eines teuren (und langsamen) Filmscanners kam mir erst gar nicht in den Sinn. Für die einfache digitale Reproduktion waren aber die Grundvoraussetzungen im Haushalt bereits erfüllt, also Zero Investitionskosten: eine Kamera mit Makro-Objektiv, ein Stativ mit umkehrbarer Mittelsäule, und eine einfache Leuchtplatte (die meine Tochter zuvor zum Abpausen von Bildern genutzt hat). Das Makro-Objektiv erachte ich als notwendig, um die nur 24mm x 36mm KB Vorlage vom Filmstreifen formatfüllend und hochauflösend bis zu den Bildrändern ablichten zu können. Relativ schnell kam noch ein sehr einfacher Filmhalter dazu, damit ich den Film ohne Tesa fixieren konnte. Die Entwicklung am PC, also insbesondere die Wandlung eines Negativ Bildes in ein Positiv, sollte direkt in Lightroom mit den gegebenen Bordmitteln umgesetzt werden.
Ich möchte jetzt nicht zu sehr in die Tiefe gehen, aber die ersten Ergebnisse waren doch recht ernüchternd. Es gab bei diesem einfachen Setup eine Reihe von Problemen bereits beim Scannen, die ich kurz benennen will:
- Unzureichende Bildschärfe, vermutlich weil die Filmstreifen nicht im Filmhalter plan gehalten werden konnten, sondern sich oft wölbten.
- Teilweise Streifen im Scan durch die verwendete Lichtquelle und zu geringem Abstand zum Film.
- Neues Ausrichten bei jedem neuen Foto, da der Filmhalter als Ganzes stets verschoben werden musste für das nächste Foto oder nach dem Filmwechsel.
- Aufwendige, individuelle Bearbeitung in Lightroom, oft mit unbefriedigenden Ergebnissen bezüglich der Farbanmutung.
Insbesondere die Ausarbeitung am Rechner hat mich frustriert. Mit SW Negativen war die Erstellung des Positivs noch beherrschbar, aber an Farbnegativen bin ich verzweifelt. Es gibt zwar zahlreiche Tipps und und Tutorials im Netz (z.B. hier und hier und hier), aber ich habe die Entwicklung einfach nicht zu meiner Zufriedenheit umsetzen können. Dabei kommt erschwerend hinzu, dass nach Invertieren der Tonwertkurven jeder Regler zu Helligkeit und Farben kontraintuitiv bedient werden müssen, weil das Ausgangsmaterial eben ein Negativ ist. Und immer war da der Gedanke, es müsste doch besser (und einfacher) gehen.
Im Januar habe ich spontan einen günstigen Filmscanner als All-in-one Lösung ausprobiert, nämlich den Reflecta x33-Scan. Mir war von Anfang an klar, dass bei diesem Preis die Ergebnisse nicht herausragend sein können, aber vielleicht doch für meine Ansprüche ausreichend? Und die Bedienung eines solchen Gerätes ist natürlich verführerisch einfach. Das Experiment war schnell beendet, die Fotos einfach nicht befriedigend. Aber meine Kurzvorstellung des Scanners ist immerhin mein dritterfolgreichstes Video auf meinem verwaisten YouTube Kanal.
Ich habe das Thema Selber-Scannen dann im Jahr viele Monate liegen lassen und stets auf die Scans von zwei Laboren gesetzt, nämlich Foto Brell in Bonn und urbanfilmlab aus Klewe. Mit letzterem Labor habe ich die besten Erfahrungen gemacht. Die Ergebnisse sind hervorragend, also sowohl die entwickelten Filmstreifen als auch die Scans. Foto Brell fällt dagegen ab, da hab ich mich auch schon öfters über Kratzer im Negativ und Staub im Scan gewundert, dafür ist es hier günstiger und in der Regel auch schneller. Wenn ich keine Scans direkt vom Labor benötige, gebe ich mittlerweile Farbfilme auch mal im Drogeriemarkt ab. Dies ist die günstigste Lösung, schon weil das Porto entfällt.
Investitionen
Nach diesem Sommerurlaub habe ich einen neuen Anlauf gewagt, meine eigenen Scan Ergebnisse zu verbessern. Mir war klar, dass ich dafür einige Anschaffungen tätigen musste. Diese sollten aber nicht ausufern. Kurze Überschlagsrechnung? Dieses Jahr habe ich ca. 25 Filme analog scannen lassen. Bei 10 EUR Zusatzkosten für einen „XLarge“ Scan entspricht dies 250 EUR. Ich nehme an, dass im nächsten Jahr mein analoges Engagement nicht abnehmen wird. Eine ansprechende Zahl von Filmen ist bereits im Keller im Kühlschrank eingelagert. Damit ist grob mein Budget abgesteckt, wenn bereits nach einem Jahr die zusätzlichen Käufe fürs analoge Scannen und Entwickeln sich amortisieren sollen.
Zur planen Fixierung des Films habe ich nach einiger Recherche im Netz den Essential Film Holder aus UK geordert, um den Preis zu drücken in der Bausatz-Version mit 135er und 120er Filmmaske. Es gibt sicher viele andere interessante Alternativen, aber nicht zu dem Preis. Insbesondere hat mich das Valoi 360 System neugierig gemacht, aber das hätte bereits mein gesamtes Budget aufgebraucht. So war mit dem preisgünstigen EFH noch Geld für eine bessere Lichtquelle (CineStill CS-Lite) und vor allem für das Lightroom Plugin Negative Lab Pro übrig. Gerade die Software hat für mich die Wende gebracht.
Negative abfotografieren
Und wie digitalisiere ich nun meine Filmstreifen konkret mit diesem Setup? Am Anfang steht immer der Aufbau. Leider habe ich keine Möglichkeit, permanent meine Scan-Station einzurichten und stehen zu lassen. Und so gilt es jedes Mal die notwendigen Utensilien zusammenzutragen und zu arrangieren.
Zunächst wird der Filmhalter auf das Lichtpult gestellt und darüber das Stativ aufgebaut. Kritisch ist nun die lotgerechte Ausrichtung der Kamera mit zwei Zielen: Zum einen soll die Vorlage des Films möglichst formatfüllend aufgenommen werden, um keine Auflösung zu verschenken. Dies wird über die Stativhöhe reguliert, also dem Abstand der Kamera zum Film. Und dann muss vor allem der Film exakt parallel zum Kamerasensor ausgerichtet werden, so dass die Distanzen von allen Bildrändern zur Kamera gleich sind, was nach Fokussierung eine gleichmäßige Schärfe bedeutet. Viele nutzen dafür die typischen Kamera-Wasserwagen im Würfelformat. Ich lege einen kleinen Taschenspiegel auf den Filmhalter und richte die Kamera im Live-View und digitaler Lupe so aus, dass das im Spiegel reflektierte Makro-Objektiv genau im Zentrum selbst zu sehen ist. Einfallswinkel gleich Ausfallwinkel bringt hier die Lösung. Dann beginnt das nervige Spiel aus Fokussierung, Höhenverstellung und Feinjustierung des Kugelkopfes, bis das im Live-View angezeigte Zentrum des Objektivs scharf ist.
Wenn der Aufbau exakt durchgeführt wurde, ist die halbe Miete für einen qualitativ hochwertigen Scan schon gewonnen. Jetzt gilt es für die Art des Films am CineStill Lichtpult die am besten geeignete Lichtquelle zu wählen (hier gibt es drei Optionen für Schwarzweiß, Diapositiv und Negativfilm).
Als nächstes wird der Filmstreifen in den Filmholder eingefädelt. Für den EFH (und andere Filmhalter) muss zuvor die richtige Maske für das Filmformat gewählt werden, in meinem Fall für Kleinbildfilm und 120er Rollfilm. Den Filmstreifen drehe ich so, dass die matte Seite nach oben Richtung Kamera zeigt, wodurch die Bilder dann seitenverkehrt aufgenommen werden und später in der Bildbearbeitung wieder gespiegelt werden müssen. Ich hatte mal irgendwo aufgeschnappt, das somit weniger ungewollte Reflektionen auftreten.
Das Abfotografieren des ersten Bildes ist am Kritischsten, weil das Ende des Negativstreifens dann noch in der Maske frei liegt und vom Filmhalter nicht an allen vier Seiten fixiert wird. Der Film ist dann oft noch nicht ausreichend plan für eine gleichmäßig scharfe Aufnahme. Ab und an ist dann noch das Weiterschieben des Streifens für die zweite Aufnahme schwierig, wenn der Filmstreifen zu gewölbt ist und am Ende der Maske angekommen nicht in die Führungsspalte trifft. Hier hilft es, von der Gegenseite mit einem alten Negativstreifen die Führung zu unterstützen.
Liegt der Film im Filmhalter, und das nächste Bild ist in der Maske mittig ausgerichtet, kann endlich aufgenommen werden. Natürlich sollte vor der ersten Aufnahme der Fokus kontrolliert werden. Ich nutze dafür den Live-View mit 10x digitaler Lupe, in der sogar das Filmkorn sichtbar wird. Aus oben genannten Gründen sollte auch zumindest bei der zweiten Aufnahme noch einmal die Schärfe geprüft und gegebenenfalls korrigiert werden, weil erst jetzt das Negativ von allen vier Seiten der Maske gehalten wird (bei der ersten Aufnahme sind es eben nur drei). Danach sollte aber bis zum Ende des Filmstreifens der Fokus konstant sein, dennoch kontrolliere ich immer mal wieder. Natürlich gibt es durch die gewählte Blende und damit einhergehende Schärfentiefe ein wenig Toleranz, aber beim Thema Schärfe bin ich pingelig.
Apropos Blende und Kameraeinstellungen zur Belichtung. Hier habe ich inzwischen ein fixes Setup in Kombination mit der CineStill Lichtquelle gefunden. Ich nutze zur Digitalisierung zumeist meine PENTAX K-1 DSLR mit dem DFA 100mm f/2.8 Macro Objektiv, weil diese Kamera mit 36 Megapixel mir die höchste Auflösung verspricht.
Unabhängig von der Kamera-Objektiv Kombination wähle ich immer ISO 200 als den Standard ISO-Wert des Bildsensors sowie Blende 11 als Kompromiss aus ausreichender Schärfentiefe (zum Ausgleich von Filmwölbungen) und geringer Beugungsunschärfe bzw. Nähe zur förderlichen Blende. Bei der Zeit schaue ich zwar ab und an auf das Histogramm der Kamera, belichte aber zumeist fix mit 1/15s bei Farbfilmen, was dann nach meiner Erfahrung bei Negativen ETTR – Expose-to-the-Right bedeutet und das maximale Potential für die digitale Bearbeitung ergibt.
Aufgrund der langen Belichtungszeit wird die Kamera mit 2s Vorlauf und Spiegelvorauslösung ausgelöst, um Unschärfe durch Verwacklung zu vermeiden. Dazu nehme ich die Fotos im PEF Rohdatenformat auf. Der Weißabgleich sollte konstant gesetzt werden, damit auch am PC manuell der Weißabgleich für alle Fotos auf einmal gleich korrigiert werden kann.
Mit diesen Einstellungen ist dann ein Filmstreifen relativ schnell durchgezogen: Bild in der Maske zentrieren, mit einem Blasebalg (Dust Air Blower) Staub wegblasen, Kamera auslösen und auf den Selbstauslöser kurz warten, Filmstreifen weiterschieben bis zum nächsten Bild. Das geht sehr zügig voran, bis der Filmstreifen nach 5 oder 6 Aufnahmen (bei Mittelformat sogar nur 3 oder 4) fertig digitalisiert ist.
Jetzt wird es wieder nervig, denn die Prozedur des Einfädelns und Fokus Kontrolle wiederholt sich mit jedem weiteren Filmstreifen. Aber auch dafür gibt es eine Lösung: ich weise seit Neuestem das Labor an, den Film nicht mehr zu schneiden, sondern als ganze Rolle zu belassen. Das vereinfacht den Scanvorgang ungemein, denn es können alle Aufnahmen am Stück abfotografiert werden. Das Schneiden übernehme ich dann am Ende des Digitalisierens selber, um die Negative in entsprechenden Hüllen zu archivieren. Für wen ich das Archiv erstelle, weiß ich nicht genau, aber ich kann mich nicht durchringen, die Negative als eigentlich Output der analogen Kameras wegzuwerfen.
Digitale Bearbeitung
Die Negative sind nun digitalisiert und auf der SD Karte gespeichert. Aber auch die digitalen Abbilder sind immer noch Negative und müssen am Rechner entwickelt werden, also zumindest zu positiven Fotos gewandelt werden. Dafür nutze ich mittlerweile Negative Lab Pro (NLP) in Lightroom, aber die Umwandlung benötigt immer noch einiges an Zeit. Es gibt zahlreiche Online Tutorials zu diesem Thema, mit und ohne spezieller Software. Einen schnellen Überblick zum Vorgehen mit NLP gibt ein kleines Video auf der Herstellerseite. Die Vorzüge der neuen Version 3.x sind in einem speziellen Foreneintrag Next Level of Film Processing beschrieben.
Ich halte mich recht eng an die Vorgaben von NLP und entwickle zumeist mit den Standard-Einstellungen der vorgegebenen Profile. Doch zunächst müssen die Fotos für die Konvertierung vorbereitet werden.
Dazu werden zuerst alle Scans im Entwickeln-Modul von Lightroom selektiert. Wenn nun Automatisches Synchronisieren gewählt ist, können die Fotos auf einmal korrekt gedreht bzw. gespiegelt werden. Außerdem kann bei Farbbildern der Weißabgleich so für alle Fotos auf einmal vorgenommen werden. Dazu wird mit der Weißabgleichauswahl (der WA Pipette) auf den orangefarbenen Rand des Negativstreifens geklickt. Zuletzt kann über das Freistellen-Werkzeug der Rand weggeschnitten werden. Dabei hilft es, wenn beim Abfotografieren der Negative zuvor möglichst immer der gleiche Ausschnitt gewählt wurde.
Als nächstes muss Automatisches Synchronisieren wieder ausgeschaltet werden, weil diese Option nicht mit der Arbeitsweise im NLP Plugin harmoniert. Danach werden alle Bilder, die in Lightroom selektiert sind, an das Plugin zur eigentlichen Entwicklung übergeben. Ich habe bei mir das hilfreiche Dienstprogramm NegativeLabHotkey.exe installiert, so dass über die (Windows) Tastenkombination STRG+ALT+P der Aufruf direkt erfolgen kann. Ansonsten geht dies natürlich etwas umständlicher über die Auswahl Zusatzmoduloptionen im Datei Menü.
Zunächst steht die eigentliche Konvertierung an, bei der die Negative ins Positive gewandelt werden. Dabei nutze ich das Basis (bzw. SW) Farbmodell und Sättigung. Da die Ränder schon beschnitten sein sollten, wird auch der Border Buffer auf 0 gesetzt und vor allem alle Bilder der gleichen Filmrolle analysiert. Alternativ sollte man ein typisches, farblich und belichtungstechnisch unkritisches Foto aus der Auswahl vorselektiert haben. Insbesondere beim Color-Model gibt es noch Spielarten Frontier und Noritsu, die professionellen Scannern nachempfunden sind. Ich konnte aber für mich beim Herumspielen keine Vorteile ableiten.
Nach der automatischen Konvertierung aller Fotos kommt das manuelle Feintuning dran. Dies umfasst insbesondere die Helligkeitsverteilung und eventuelle Korrektur der Farben über den Weißabgleich. Dazu gibt es für verschiedene Filmsorten Settings Vorlagen wie Kodak Portra oder Kodak Gold, die ich der Einfachheit halber auch zumeist benutze. Die Änderungen beziehen sich zunächst nur auf das selektierte Foto und nicht alle Bilder (wenn zuvor wie erwähnt der automatische Sync in Lightroom ausgeschaltet wurde). Die aktuellen Plugin Einstellungen können kopiert und nach Navigation zu einem anderen Fotos gezielt übertragen werden. Oder die Einstellungen werden einfach über den NLP Schalter Sync auf alle Fotos angewandt.
Dies entspricht auch meinem Standard Vorgehen, also zunächst ein Profil wählen, den WB auf Auto-Cool oder Kodak setzen, und alle Fotos im Plugin synchronisieren. Dann springe ich im Plugin einzeln von Foto zu Foto und korrigiere gegebenenfalls noch die Belichtung individuell.
Negative Lab Pro erlaubt über vorgefertigte Tonwert Profile eine feinere Steuerung des Histogramms. Selbst der Farbabgleich kann auf einzelne Tonwertbereiche beschränkt werden. Mir ist das aber meist zu viel des Guten und ich beschränke mich auf die Standards. Es gibt noch einen „Advanced“ Reiter, mit dem ich mich noch gar nicht beschäftigt habe. Ich sehe NLP für mich zumeist als mein lokales Labor für die digitalen Abzüge, dessen Vorgaben ich einfach übernehme.
Natürlich ist es nach getaner Arbeit im Plugin weiterhin möglich, Einstellungen in Lightroom direkt vorzunehmen. Aber die Regler zur Tonwertkontrolle und Farben sind dann invertiert zu bedienen. Zum Aufhellen muss die Gradationskurve nach links (und nicht wie sonst nach rechts) geschoben werden, die hellen und weißen Bereiche liegen links, die Schatten und schwarzen Bereiche rechts. Ebenso verhält es sich mit dem Weißabgleich umgekehrt. Daher ändere ich hier zumeist nur noch Einstellungen zur Schärfe, Struktur und Klarheit. Ansonsten rufe ich erneut das NLP Plugin auf, um dort Einstellungen zu ändern.
Ergebnisse und Aussichten
Ich habe derzeit einen Stand meiner Arbeitsweise und erzielten Ergebnisse erreicht, mit denen ich im Großen und Ganzen zufrieden bin – zumindest was die Bearbeitung von 135er Kleinbild Filmen betrifft. Für SW habe ich sogar nach Weihnachten meine ersten Filme selbst analog entwickelt, ganz ohne Hilfe eines Labors. Für Farbe werde ich stets auf die Dienste eines externen Labors setzen, aber hier genügen mir auch die Ergebnisse eines Drogeriemarktes, die dazu ungeschlagen günstig sind. Ein Hoch auf den standardisierten C41 Prozess. Die Scans und digitale Entwicklung werde ich ab sofort komplett selbst übernehmen, zumindest für Kleinbild Filme.
Was leider mit dem Essential Film Holder nicht gut klappt, ist das Abfotografieren von 120er Film, also den 6×6 oder 6×4,5 Bildformaten. Hier finde ich an den Rändern regelmäßig Überstrahlungen, die wohl durch ungewollte Reflektionen zu erklären sind. Es gibt dazu einen ausführlichen Beitrag bei Reddit mit dem plakativen Titel Why you should not buy the Essential Film Holder. Wenn ich nur Mittelformat scannen müsste, würde ich die Schlussfolgerung aus dem Artikel mittragen. Allerdings können auch diese Überstrahlungen digital in gewissen Maße korrigiert werden.
Was ich in Zukunft noch verbessern möchte, ist die Rüstzeit zum Aufbau meiner Station zum Digitalisieren. Der Aufbau mit Stativ und notwendiger Ausrichtung des Stativkopfs plus Kamera kostet doch jedes Mal viel Zeit und auch Nerven. Hier überlege ich, in Zukunft dann doch noch in die Anschaffung eines (gebrauchten) Reprostativs zu investieren. Ansonsten habe ich mein Setting für das Erlebnis analoge Fotografie für meine Ansprüche gefunden. Zumindest für 2024 sollte dies ausreichen und einige Laborkosten einsparen.
Zum Abschluss zeige ich einige Fotos aus den letzten drei Monaten, die ich selbst gescannt und in Lightroom mit dem Negative Lab Pro Plugin wie in diesem Artikel beschrieben ausgearbeitet habe. Zum Einsatz kamen dabei die verschiedensten Kameras und Filme in unterschiedlichen Formaten.