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Mein erstes Mal ++ SW Negative im Heimlabor entwickeln

Zum Jahresabschluss konnte ich noch ein besonderes Fotoprojekt umsetzen. Im Sommer noch hatte ich beim Besuch in Thilos Fotolabor meine ersten SW Filme zusammen mit Thilo entwickelt. Wobei ich den kritischen Part der „Filmentwicklerdosenbefüllung“ (ich liebe die deutsche Sprache für die Möglichkeit kreativer Wortschöpfungen) dann dem Fachmann überlassen habe. Damals wurde der Wunsch geweckt, dies doch einmal in den eigenen vier Wänden ohne erfahrene Hilfe zu bewerkstelligen.

Trocknen in der Dusche

Zwischen den Jahren konnte ich dieses Vorhaben dann umsetzen. Meine Frau hatte mir zu Weihnachten ein Start-Set für die Schwarzweiß Entwicklung von Fotoimpex geschenkt. In den freien Tagen wurden schnell zwei Ilford HP5 Plus verschossen, so dass ich pünktlich vor Silvester die Entwicklung der beiden Filme zusammen mit meiner Tochter angehen konnte.

Erstausrüstung

Ein Starterset muss nicht viel kosten, je nach Anbieter so zwischen 50 und 100 EUR. Beim günstigen Fotoimpex Set ist eigentlich alles, was man (minimal) benötigt: Chemie, Entwicklerdose, Thermometer, Messbecher, eine Anleitung. Was noch zumindest ergänzt werden sollte, sind weitere Messbecher (damit Entwickler, Fixierer und Stoppbad zugleich vorbereitet werden können) sowie zwei Vorratsflachen und Trichter, um die angesetzten Lösungen umfüllen und aufbewahren zu können. Dazu sollten Wäscheklammern zum Aufhängen der Negative am Ende zur Trocknung bereitliegen.

Leicht erweiterte Ausrüstung für mein erstes Mal

Aber das ist es eigentlich. Alles weitere ist Komfort. Und da ich es etwas komfortabler mag, habe ich im Vorfeld noch einen lichtdichten Wechselsack besorgt. Alternativ kann natürlich in einem dunklen Raum der Film in die Entwicklerdose verbracht werden. Dazu kam noch ein digitales Thermometer sowie ein Filmabzieher zur Nutzung nach der Wässerung der Filmstreifens. Thilo hatte mir übrigens vom Abzieher abgeraten, ein fuselfreies (Original-) Zewa tue es auch.

Gut gespult ist halb gewonnen

Vor dem Einspulen der Filme und Präparieren der Entwicklerdose hatte (und habe) ich den höchsten Respekt. Meine Trockenübungen mit einem Testfilm waren so semi-erfolgreich. Deswegen entschied ich mich, möglichst viel bereits im Vorfeld bei Licht zu präparieren und die blinden Arbeiten zu minimieren.  Zunächst habe ich das Filmende mit einem Filmrückholer, den ich noch aus meiner Jugend hatte, wieder aus der Patrone gezogen, angeschnitten und bereits auf die Spule vorab gefädelt. Ich dachte mir, die ersten Zentimeter entsprechen ja eh dem Spielraum beim Einlegen des Films in der Kamera. 

Anders als üblich: Filme vorab eingefädelt

Dazu habe ich mich entschieden, den Film aus der Patrone heraus auf die Spule im Wechselsack nach und nach ziehen zu wollen, und nicht die Patrone in der Dunkelheit aufzubrechen und den Film direkt komplett zu befreien. Es gibt ein zusätzliches Risiko für Kratzer, aber ich dachte mir lieber Kratzer als gar keinen Erfolg. Und zudem war der Film bereits beim Fotografieren einmal aus der Patrone heraus und beim Rückspulen wieder reingezogen worden. Einmal mehr würde schon nicht schaden.  

In der Dunkelheit des Wechselsackes musste ich dann „nur“ noch den Film immer wieder ein Stück aus der Patrone herausziehen und dann auf der Spule aufdrehen. Zum Schluss hin habe ich den Film mit einer Schere abgeschnitten und die beiden Spulen in der Entwicklungsdose untergebracht. Deckel drauf, und fertig waren die blinden Arbeiten.

Vorbereitung der Entwicklungsdose im lichtdichten Wechselsack

Kritisches Kippen

Entwickelt habe ich die Ilford Filme gemächlich in 11 Minuten und 50+1 Konzentrat des Adonal Entwicklers. Meine 13 jährige Tochter hat minütlich gekippt, und in den Pausen sehr kritisch die Etiketten der Chemikalien studiert. Das ganze war ihr ein wenig unheimlich. Sie ist gerade sehr von den Sicherheitsvorschriften im Chemie-Unterricht der Schule beeindruckt, so dass sie mir dann das Aus- und Umkippen der Flüssigkeiten in den fünf Stationen Entwickeln-Stoppen-Fixieren-Wässern-Netzbad überlassen hat.

Gut gekippt ist halb gewonnen

Wie schön war es, die Spannung am Ende gemeinsam zu teilen. Zunächst dachten wir, der Film wäre schwarz, weil wir zunächst beim Blick in die Entwicklerdose wenig erkennen konnten. Aber nach dem Netzbad und Öffnen der ersten Spule kam dann zunächst die Erleichterung, und dann bei mir auch die Euphorie. Die beiden Filmstreifen wurden schließlich mit dem Filmabzieher grob von Wassertropfen befreit und blockierten dann für mehrere Stunden die Dusche für die Trocknung.

Der große Moment: erst die Unsicherheit …
… dann die positive Auflösung!

Die Ergebnisse

Die Negative habe ich wie im letzten Artikel beschrieben gescannt und mit Negative Lab Pro in Lightroom ohne viel Feinschliff entwickelt. Ich bin wirklich zufrieden mit den Ergebnissen, wenn auch die Bilder für meinen Geschmack etwas grobkörnig daher kommen. Aber der HP5 ist eben auch nicht für seine Feinheit bekannt, gerade in Kombination mit der Chemie meines Startersets. Auch habe ich keinerlei Kratzer bemerken können. Das Vorgehen des Abspulen der Filme direkt aus der Patrone in die Spule hatte also keine negativen Auswirkungen.

Natürlich zeige ich jetzt voll stolz einige Scans. Die ersten Bilder stammen vom ersten Film, der um die Weihnachtstage in Köln aufgenommen wurde. Es sei mir verziehen, dass ich aus Begeisterung ein paar mehr Bilder zeigen möchte, als es die Fotos vielleicht her geben. 

Der zweite Film wurde in Maastricht zwei Tage vor Silvester verschossen. Den Film habe ich mir leider ein wenig selber „zerlegt“. Ich wollte beim Rückspulen des Films darauf achten, dass die Filmlasche nicht komplett wieder in die Patrone eingezogen wird. Vom Gefühl her war ich beim Kurbeln an der MX mit dem Rückspulen fertig, nur leider war das Gefühl diesmal trügerisch. Beim Öffnen des Rückdeckels musste ich mit Schrecken feststellen, dass der Film noch gar nicht komplett zurück transportiert war. Das hat mich zwar nur die ersten 6 Fotos des Films gekostet, war mir aber eine Lehre.

Das war er nun, der ungeplante fünfte Teil meiner offenen Serie zur Schwarz-Weiß-Fotografie. Da ich noch einige Filme im Kühlschrank und genug Chemie übrig habe, wird er vielleicht auch nicht der letzte Teil gewesen sein. Die SW Filmentwicklung war auf jeden Fall ein Riesenspaß, der nach Wiederholung verlangt.  

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