Quo Vadis PENTAX?

Herzlichen Glückwunsch nachträglich. Am 17. Juni durfte die PENTAX 17 ihr Einjähriges feiern. Termin verpasst? Kein Wunder, denn nach dem anfänglichen Hype um die 17 im Sommer letzten Jahres und der damit verbundenen Aufmerksamkeit für den Namen PENTAX ist es nun wieder ruhig geworden. Sehr ruhig. Ich nehme den verpassten Jahrestag als willkommenen Anlass, mir meine Gedanken zur Marke meines Herzens zu machen und von selbigem (also Herzen) zu schreiben.

Zunächst eine persönliche Standort Bestimmung: für mich ist das Thema Fotografie technologisch ausgelutscht. Autofokus, Serienbildrate, Belichtungssteuerung, Auflösung, einfach alle technischen Basis-Merkmale haben längst einen Stand erreicht, die meinen Anforderungen genügen und deren weitere Verbesserung mir keinen Mehrwert verschaffen. Selbst die EVFs der Spiegellosen haben neben ihren unbestritten funktionalen Vorzügen inzwischen in der Darstellung ein Niveau erreicht, die fast einen optischen Sucher vergessen machen könnten, aber eben nur fast. Längst ist nicht mehr die Technik der limitierende Faktor meiner Fotografie geworden, sondern allein meine Kreativität und fotografischen Skills.

Es bleibt abzuwarten, was der aktuellen Kamerawelt die schöne neue Welt der künstlichen Intelligenz noch bescheren wird. Nachdem bereits Machine-Learning-Algorithmen den Autofokus Flugzeuge von Kühen (bzw. ihren Augen) unterscheiden lässt, werden meiner Meinung nach die JPEG (das Format hält sich) Engines demnächst dazulernen und das fertige Bild weiter „optimieren“. Szenenerkennung für partielle Farb- und Kontrastoptimierungen, automatische Retuschen, magische Radierer, Hautverschönerungen, intelligente HDR – alles AI Funktionen, die wir heute schon in den Smartphones haben. Sie werden nicht vor den Systemkameras halt machen, besonders wenn auf die Rechenpower in der Cloud zugegriffen werden kann. Was heute noch in der Postbearbeitung am PC geschieht, wird voraussichtlich noch Einzug in die Kameras halten.

Mit der Entscheidung von Ricoh, nicht in ein neues spiegelloses System zu investieren (die K-01 und Q waren nur halbherzige Versuche), war der Weg in die Nische für PENTAX bereits seit Mitte der 2010er vorgezeichnet. Während alle anderen Hersteller auf weniger Hardware (Verzicht auf Spiegelmechanik und Pentaprisma) und mehr Elektronik und Software setzten, hielt PENTAX an der ausgereiften Spiegelreflex Technik fest – und mutierte zum Exoten. Kameras der Marke PENTAX sind in Bezug werden im Neukundengeschäft mittlerweile kaum noch wahrgenommen, so meine Wahrnehmung. Dauerhaften Erfolg scheint Ricoh nur noch mit den GR Modellen zu haben. Bei Map Camera Japan belegten die beiden aktuellen Ricoh Modelle GR III und GR IIIx im Mai die Plätze 4 und 5 in den Verkaufscharts, obwohl die Kameras schon einige Jahre alt sind. Markteinführung der GR III war 2019!

PENTAX Modelle abseits vom Mainstream: Q, K-01 und K-S1.

Noch einmal zurück zu meinem ersten Gedankengang: die digitale Kameratechnik ist für mich ausgereift, zumindest unter dem Gesichtspunkt, was ich unter Fotografier verstehe und bereits durch die analoge Spiegelreflexfotografie mit Film vorgelegt wurde. Fokus, Blende, Zeit, Empfindlichkeit, Konzentration auf den fotografischen Prozess und das Motiv. Mit diesem Hintergrund tut es mir ehrlich nicht weh, dass PENTAX nicht mehr liefern kann.

Was mich aber traurig macht ist der offensichtliche Verfall. Meine persönliche Einschätzung ist, dass Ricoh die Traditionsmarke pausiert, wenn nicht sogar auslaufen lässt. Ich erinnere mich noch gut an die Marketing Kampagne zum SLR Bekenntnis (wer es vergessen hat klickt hier). Und dann das Film Project aus dem letzten Jahr, welches ich – anders als viele Foristen – wirklich gefeiert und Hoffnung geschöpft habe. Nach dem Bekenntnis zu Spiegel und Pentaprisma vor fünf Jahren ist genau eine Neuentwicklung nachgefolgt, die K-3 III von 2022. Danach gab es nur kleine Updates bestehender Gehäuse (K-1 II, KF, K3-III mono). In fünf Jahren. Und das analoge Film Projekt? Wie eingangs erwähnt hat sich das Release der 17 im Juni gejährt, und es gibt keinerlei Nachrichten zu weiteren analogen Produkten. Eher Negativmeldungen, wie das Ausscheiden das charismatischen Projektleiters TKO. Kein 645 System mehr, kein Q System, keine K-1 III. Gerade das Ausbleiben eines K-1 Nachfolgers macht traurig. Kurzer Check bei Pentaxrumors, nichts Substantielles seit … wann?

Nach diesen Worten kommt jetzt mein Resümee eventuell überraschend, aber ich habe meinen Frieden mit der Marke gemacht. Egal ob da was noch kommt, oder nicht. Ich liebe an der Fotografie den Prozess, die Handlung. Und ich habe eine emotionale Bindung zur PENTAX aus meiner Kindheit, das wird nicht weggehen. Und wenn irgendwann doch noch eine neue digitale SLR oder analoge Kamera erscheinen wird, dann werde ich mich einfach freuen.

Das Fotografieren mit aktuellen Kameras bringt mir persönlich keine gesteigerte Freude (und ich probiere es immer wieder mal), sondern es ist eher umgekehrt. Was für ein Spaß macht tatsächlich eine K10D oder die analoge SFXn (spätestens jetzt halten mich die meisten für verrückt). Und die digitale K-1 feiert auch bald 10 Jahre. Die Ergebnisse haben bereits seit Jahren eine Qualität, mit der ich vollständig zufrieden bin. Wenn ich in mein digitales Archiv der letzten 18 Jahre schaue (oder noch besser ausgedruckte Fotos), dann ist nicht mein Thema, dass die alten Kameras mir nicht genügend Qualität liefern. Wenn Pentax Geschichte ist, fotografiere ich halt mit Geschichte, und habe nicht weniger Spaß dabei.

Das sind meine Gedanken zum Thema. Und wenn „Du“ Spaß am technischen Fortschritt hast, neueste Kamera Features für Deine Fotografie echten neuen Mehrwert bringen, oder Du einfach die Sicherheit brauchst, ein lebendiges System zu nutzen und darin weiter investieren willst, dann ist das prima und auch für mich absolut verständlich. Ich bin mir sicher, irgendwann catcht mich ein anderer Hersteller auch wieder. Aber PENTAX wird immer in meinem Herzen und in meinem Fotoschrank bleiben, da bin ich mir sicher.

Post Scriptum

Nur ein paar Tage später nach Verfassen dieses Artikel gab es einen sehr interessanten Beitrag bei Pentaxforums mit dem Titel An Early History of Pentax is Doomed. Die Recherche des Autors ergab, dass der bekannte Ausspruch erstmals am 20. Mai 2007 verwendet wurde. Und ich erinnere mich: seit ich digital mit der K-10D angefangen habe, gab es schon die Diskussionen zum Abgesang von PENTAX. Insofern hat sich die Traditionsmarke doch wacker gehalten.

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