PENTAX MZ-5N ++ Allrounder mit Risiko
Nachdem ich in den letzten beiden Jahren viele alte Kameragehäuse gesammelt habe, ist nun die Zeit gekommen, endlich die Modelle etwas ausführlicher vorzustellen. Mein Vorhaben: jedes Modell hat seine individuelle Auseinandersetzung verdient, und soll dann auch irgendwann hier im Blog mit einem kleinen Bericht vorgestellt werden. Das war schon immer der Plan, und den gehe ich jetzt an. Bei meinem Takt dürfte das für Jahre den Blog am Leben halten, zumal ab und an ja auch mal ein anderes Thema behandelt werden darf. Beginnen werde ich den Schaulauf durch meine private Sammlung mit meiner vom Baujahr jüngsten Kleinbildkamera, der MZ-5N.
Die MZ Serie
Mit MZ bezeichnete PENTAX die letzte Serie von analogen Filmkameras, die zwischen 1996 und 2005 produziert wurden. Alle Kameras boten einen für die Zeit typischen hohen Grad der Automatisierung an, also motorischen Filmtransport, verschiedenste Programmautomatiken für die Belichtung und Autofokus (bis auf die MZ-M). Die MZ Serie löste die vorherige Z Serie ab und brachte insbesondere beim Design der Kameragehäuse und bei der Bedienung einige Veränderungen. Das vorangestellte „M“ in MZ erinnert an die M-Serie aus den 70er Jahren, in denen PENTAX kompaktere und leichtere Gehäuse als Reaktion auf die Konkurrenz wie bspw. die OM2 von Olympus bauen wollte. Kameras wie die MX oder ME (Super) haben damals der Marke ihre erfolgreichste Zeit beschert. Und so waren auch die Modelle der MZ Serie im Vergleich wieder kleiner gestaltet und erinnerten vom Gehäuse her eher wieder an ältere Modelle, insbesondere in den silberfarbenen Varianten. Man kann wohl sagen, dass PENTAX mit der Reihe erstmalig einen „Retrolook“ einführte, lange bevor Fujifilm damit im digitalen Markt große Erfolge feierte.
Die Modelle MZ-5 (N), MZ-3 und MZ-M boten wieder ein eigenes Zeitenrad an, so dass die Auswahl des Belichtungsprogramms über die A Stellung am Zeitenrad und Blendenring am Objektiv erfolgte. Das Zeitenrad zitierte die ehrwürdige Pentax MX von 1976, die aber interessanterweise einen mechanischen Verschluss hatte, während die ME Modelle aus der M Serie elektronisch die Belichtung steuerten und zur Zeitenwahl zwei Tasten hatten. Die anderen, mehr an Einsteiger gerichteten Modelle der MZ Serie hatten einen Schalthebel um den Auslöser für Zeit/Blende sowie ein explizites P-Av-Tv-M Programmwahlrad mit weiteren Motivprogrammen für Sport, Porträt usw., um die Auswahl von Zeit und Blende automatisch zu steuern.
Leider begann PENTAX bei den Einsteigermodellen aus Kostengründen, im Bajonett auf die Mechanik zum Auslesen der Stellung des Blendenrings am aufgesetzten Objektiv zu verzichten. Dieser Umstand führte zur Bezeichnung „Crippled K-Mount“. Er bedeutete eine eingeschränkte Nutzung alter Objektive der K- und M-Serie ohne eigene A Stellung am Objektiv, und auch bei Objektiven mit Blendenring musste dieser auf A belassen werden. Die manuelle Wahl einer Blende am Blendenring jenseits der Offenblende bedeutet eine Unterbelichtung um den eingestellten Blendenwert bzw. eine Blockade des Auslösers, je nach MZ Modell. Zum Glück sind die MZ-5 und MZ-3 Modelle noch von dieser Einsparmaßnahme verschont geblieben. Aber der Blendensimulator, wie die Mechanik auch genannt wird, ist bis heute auch bei allen digitalen SLRs der Marke PENTAX abhanden gekommen. Dies ist der Grund, warum bei M-Objektiven heutzutage über die „Grüne“ Taste einer PENTAX DSLR die Blende kurz geschlossen werden muss, um im M Programm die korrekte Belichtung bei Arbeitsblende auszumessen.
Wie oben erwähnt sind die Modelle der MZ Reihe besonders kompakt und leicht. Die Gewichtsreduktion wurde durch den vermehrten Einsatz von Kunststoff erreicht, welcher gerade bei den silberfarbenen Modellen recht billig ausschaut. Insbesondere im Vergleich zu den alten M-Modellen wirken die Gehäuse wenig wertig. Das Anfassgefühl ist soweit OK, mehr nicht. Insbesondere ist bei der Bedienung keinerlei Knarzen zu hören. Leider wurde auch im Inneren viel Plastik verbaut. Besonders bei einem Zahnrad zur Spiegelsteuerung spielt dies eine Rolle, aber dazu später mehr.
Fast-Alles-Könner
Die MZ-5N war meine erste PENTAX SLR, mit der ich die analoge Fotografie wiederentdeckt habe. Mein Interesse wurde 2019 beim jährlichen Pentaxians Usertreffen geweckt, als dort vermehrt wieder mit Film fotografiert wurde. So besorgte ich mir im Anschluss auf Empfehlung eine kaum gebrauchte MZ-5N auf eBay zum Spottpreis von 10 Euro. Ursprünglich hatte das Gehäuse Ende der 90er Jahre 1000 DM gekostet, was heute inflationsbereinigt über 800 EUR entspricht. Letztes Jahr vor Weihnachten kam noch eine schwarze MZ-3 dazu, die sich technisch nur in der kürzesten Verschlusszeit (1/4000s statt 1/2000s) unterscheidet. Das Modell habe ich mir zum Abschluss meiner G.A.S. Phase gegönnt und aus Japan importiert, und kostete bereits über 100 EUR, wenn auch in fast neuwertigem Zustand (und eben in der seltenen schwarzen Variante).
Die MZ-5N wie auch ihre große Schwester MZ-3 haben wie oben erläutert noch den Hebel zur mechanischen Abnahme der am Objektivring eingestellten Blende, dazu ein explizites Zeitenrad. An der Kamera können damit uneingeschränkt Objektive der alten K- und M-Reihe aus den 70er Jahren mit Blendenring verwendet werden im manuellen Belichtungsmodus oder Zeitautomatik. Für die Einstellung des F Wertes ist der Nutzer auf den Blendenring am Objektiv angewiesen, es gibt kein Bedienelement an der Kamera. Das bedeutet umgekehrt, dass viele neuere Objektive der digitalen Ära, die zumeist keinen Blendenring mehr haben und im A Modus verhaftet sind, leider nur in der Programm- oder Blendenautomatik genutzt werden können.
Die Bedienung der Kamera gibt keine Rätsel auf, allenfalls die manuelle ISO Verstellung könnte einen Blick in die Anleitung erfordern. Um die Einstellung der Filmempfindlichkeit nicht allein der Automatik der DX-Kodierung des eingelegten Films zu überlassen, kann das linke Rad für die Belichtungskorrektur „überdreht“ werden bis zu einer der beiden ISO Einstellungen mit den Pfeilen ↑ oder ↓. Ein Druck auf die ML Taste auf der rechten Gehäuserückseite verschiebt dann den aktuellen ISO Wert entsprechend manuell. Ansonsten bietet die Kamera wirklich alles, was man von einer analogen modernen SLR erwarten kann, also PASM Belichtungsprogramme (und keinen Motiv-Schnick-Schnack), Belichtungskorrektur um bis zu drei Lichtwerten, verschiedene Belichtungsmessmethoden (Spot-, Integral-, 6-Feld-Messung), Serienbildfunktion mit sportlichen zwei Bildern pro Sekunde, Spot- oder 3-Feld-Autofokus, Selbstauslöser, Bracketing, Abblendvorschau, Belichtungsspeichertaste und vorzeitiger Filmrückspultransport. Den Umschalter zur Maskierung von Film und Sucher, der für Panorama Aufnahmen beworben wird, kann ich nicht ernst nehmen.
Dazu bietet der Sucher einen Dioptrienausgleich. Im Vergleich zu Kameras der alten M-Serie fällt der Sucher aber etwas ab. Als Kamera mit Autofokus gibt es keine optische Unterstützung fürs manuelle Scharfstellen mit der Standard-Mattscheibe. Diese ist aber wohl austauschbar mit der Mattscheibe der MZ-M (Danke Christian für den Tipp!), die als einziges MZ Modell keinen AF implementiert. Was noch fehlt ist eine Spiegelvorauslösung. Und es gibt keine sogenannten Pentax-Funktionen für individuelle Konfigurationseinstellungen, wie es noch in der Z Reihe üblich war. Aber ich denke, diese Punkte sind zu verkraften.
Materialermüdung
Warum ich jetzt meine Kamera Retrospektive ausgerechnet mit der MZ-5N gestartet habe, und nicht mit einer anderen Kamera? Ursprünglich wollte ich mit der KX oder Super A beginnen, doch jetzt hat ein Ereignis vor drei Wochen die MZ-5N nach vorne gespielt. Kameras der MZ Serie gehen leider heutzutage reihenweise mit dem gleichen Defekt kaputt. In der Mechanik zum Zurückklappen des Spiegels nach einer Aufnahme und Spannen des Verschlusses ist ein kleines Plastikzahnrad verbaut, das im Alter unter Materialermüdung leidet.
Bei eBay werden eine Vielzahl defekter MZ Gehäuse angeboten. Mein Exemplar war bisher verschont geblieben, bis eben vor drei Wochen. Ausgerechnet bei einem FTG Freundeskreis Treffen, als ich die Kamera einem interessierten Foto-Kollegen in die Hand gedrückt habe. Nach genau einmal Auslösen blieb der Spiegel hochgeklappt und es ertönte beim Versuch, die Kamera aus- und wieder einzuschalten, der typische „Whir-of-Death“ Sound, ähnlich dem Klang eines elektrischen Rasierers.
Der Fehler bedeutet einen wirtschaftlichen Totalschaden, denn die Reparatur ist aufwendig und rechtfertigt kaum den teuren Aufenthalt in einer Fachwerkstatt. Dabei kostet das Ersatzteil einen einstelligen Euro-Betrag. Statt Reparatur entschied ich mich, bei eBay erneut ein Gehäuse zu kaufen. Ich hatte sogar beim Verkäufer nachgefragt, ob die Kamera noch problemlos funktioniert und explizit nicht das Problem mit der Spiegelmechanik aufweist. Nein, alles in Ordnung, es war sogar extra noch ein Film eingelegt worden, um den Transport zu prüfen, so die Antwort. Also habe ich die Kamera in froher Erwartung letzte Woche vom Paketboten angenommen, ausgepackt, Objektiv angesetzt und ausgelöst und … Pech gehabt. Mit dem Verkäufer konnte ich mich einigen, aber nun hatte ich zwei defekte MZ-5N Bodies zu Hause.
Jetzt war mein Ehrgeiz kurzzeitig geweckt, die Reparatur selbst zu versuchen. Eine Recherche im Netz führte mich zu einer hervorragend bebilderten Anleitung für den Zahnradwechsel auf der Homepage von Christian Apwisch. Das Ganze sah so komplex aus, dass meine DIY Euphorie bereits merklich abkühlte. Weil ich mir bezüglich des Ersatzteils auch nicht ganz sicher war, habe ich Christian direkt kontaktiert. Was soll ich sagen? Christian ist ein total freundlicher und hilfsbereiter Typ und nach einer Woche hielt ich eine reparierte MZ-5N in meinen Händen.
Schnappschusstauglich
Die MZ-5N kann prima manuell bedient werden, allein die Fokussierung ohne Mikroprismen oder Schnittbild Unterstützung macht weniger Freude. Hier werde ich mal Ausschau halten nach einer alternativen Fokusscheibe. Die MZ Bodies bestechen vor allem durch ihre Automatiken. Insbesondere die treffsichere Belichtung ist mir positiv aufgefallen. Die MZ5N kann als Point-And-Shoot-SLR sorgenfrei für schnelle Schnappschüsse genutzt werden, auch von weniger Kameratechnik-versierten Menschen, sofern diese noch Sucher und Auslöser bedienen können. Dennoch muss ich eigentlich vom Kauf heute aufgrund der Materialermüdung der Spiegelmechanik abraten. Das Ausfallrisiko einer MZ Kamera ist doch extrem hoch. Wer es dennoch wagen möchte, erhält eine komplett ausgestattete SLR. Und im Falle eines Falles kann vielleicht Christian weiterhelfen. Eventuell bin ich selbst mit der MZ Serie noch nicht ganz „durch“. Ich schiele noch ab und an auf die MZ-S, der letzten analogen High-End-Kamera von PENTAX, bevor das digitale SLR Zeitalter anbrach.
Zum Abschluss zeige ich unten einige Fotos in der Galerie, die mit der MZ5-N seit 2019 entstanden sind. Mehr als zwei, drei Filme (der letzte war ein Provia Umkehrfilm) habe ich ehrlicherweise gar nicht in den Jahren belichtet, da ich zumeist anderen Kameras den Vorzug gegeben habe, besonders der MX. Aber ich mag meine beiden Kameras der MZ Serie. Sie sind leicht und kompakt, und passen mit einer kurzen Festbrennweite wie einem 28er oder 50er gut in die Jackentasche.
Toller Beitrag, gut ausgearbeitet und strukturiert.
Man sieht der einen oder anderen Kamera an, wie man Einsteiger damals einfangen wollte und wo gespart wurde.
Dennoch, sie leben auch heute noch und das konnte man damals vermutlich nicht erahnen.
Was den Spiegel angeht, also dessen Klappmechanismus, da sind in der Tat auch andere Modellreihe anfällig, wie beispielsweise einer meiner Z-70 Bodys. Wenn man das nicht selbst reparieren kann, ist das ein Totalschaden, ich nutze den Body als Ersatzteileträger für die anderen.
Auch die LX ist bekannt für hakelige Spiegelabläufe, doch meine ist nicht betroffen.
Vergleiche ich meine Ricoh KR-10 Super Einsteigerkamera von 1984 mit denen der späten 90er Jahre, ist erschreckend, wie man da den Rotstift ansetzte, haptisch sehr billig baute, doch weniger haltbar sind sie nicht. Heute haben wir die große Auswahl und da Pentax nicht so beliebt ist, bekommt man sie vergleichsweise günstig, ich greife da auch sehr gerne zu.
Hallo Martin! Lieben Dank für Deinen ausführlichen Kommentar! Ja, die Wehwehchen bei den alten Kameras scheinen sich zu mehren, je neuer und billiger die Kameras produziert wurden. Kein Vergleich zwischen einer MX oder Super A im Vergleich zu den günstigeren Plastikbombern der 90er und 00er Jahren. Selbst die vermeintlichen High-End Modelle wie die hier vorgestellte MZ-5N bzw. MZ-3 oder sogar MZ-S zeigen im Alter diese Probleme. Aber wie Du schon schreibst, wer hat schon in das Lastenhaft damals ein Lebensalter von 20 Jahren und mehr für die Kamera hineingeschrieben. Die Z-70 habe ich übrigens auch, natürlich mit kaputter Blitzmechanik.
Auf die LX schiele ich auch noch ab und an, eigentlich ist keine PENTAX Kleinbildkamera Sammlung abgeschlossen ohne die LX. Aber ich habe auch ein wenig Respekt davor, ein Modell mit Problemen zu erwischen, dafür ist sie mir dann doch zu teuer. Vielleicht wage ich einen Kauf in Japan, da habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. Aber das hat noch Zeit.
Viele Grüße!