Fairy Tale ++ ein Foto Zine Projekt
Letztes Jahr habe ich bei meinem ersten Foto Zine Projekt teilgenommen, die im Fotografie-Tut-Gut Freundeskreis organisiert wurde. Bis dahin wusste ich nicht einmal, was eine Zine überhaupt ist. Das ist auch gar nicht einfach zu fassen, je nachdem wen man fragt oder wo man nachliest. Im Grunde handelt es sich dabei um ein privat aufgelegtes Magazin oder Heft, also ohne festen Einband, in kleiner Auflage als Zusammenstellung von Texten und Fotos kreiert von einer oder einigen wenigen Personen. Das ist jetzt keine formale oder offizielle Definition, die es so auch nicht gibt, sondern meine persönliche Zusammenfassung, wie ich es verstanden habe. Ich denke, ich liege nicht ganz so weit daneben.
Das Projekt startete im Mai 2023 organisiert vom lieben Sascha aus dem FTG Freundeskreis. Da ich zu dieser Zeit in der Gruppe nicht aktiv war, habe ich von dem Vorhaben erst nichts mitbekommen, sondern erst im August nach dem eigentlichen Projektstart. Dennoch durfte ich noch auf den fahrenden Zug aufspringen. Es gab ein übergeordnetes Thema, dazu einen kleinen Leitfaden. Fairy Tale – Bilder erzählen Geschichten. Die Idee war neben der Präsentation von bis zu vier Fotos pro Autor, auch jeweils einen Titel zu finden und paar Zeilen Text beizusteuern, die auch gut in ein Märchen oder eine Erzählung passen könnten. Der Rahmen war also gesteckt und es konnte losgehen.
Und dann passierte lange … nichts. Mir fehlte die zündende Idee. Und so blieb das Thema liegen bis zum endgültigen Abgabetag. Im September hatte ich bereits Sascha eine Nachricht geschickt und meine Teilnahme kleinlaut absagen wollen. Doch zum Glück gab es noch eine Fristverlängerung. Erst am Sonnabend des 22. Oktobers nahm ich mir dann konzentriert die Zeit, vier Fotos aus dem letzten Jahr herauszusuchen, die für mich erstens zum Thema passten und für die ich zweitens eine Idee für einen Text hatte. Das war wirklich ein schwieriges Unterfangen, und wenn es nicht noch im Oktober eine Fristverlängerung gegeben hätte, wäre ich wohl gescheitert. Andererseits war das Gefühl sehr befriedigend, als ich meinen letzten Beitrag versendet hatte und wusste, dass ich Teil von etwas sehr Schönem sein durfte. Die Vorfreude auf die fertige Zine war immens, aber jetzt war noch ein wenig Geduld angesagt.
Mitte Februar war es dann soweit. Sascha hatte die Zine in einer Druckerei produzieren lassen und an alle Teilnehmer und Interessierten verschickt. Als besonderes Extra gab es ein gemeinsames Unboxing per Zoom Konferenz, was für ein gelungener Abschluss. Insgesamt haben sich 20 Personen an dem 132 Seiten und 65 Fotos umfassenden Fotoheft beteiligt. Und das gemeinsame Ergebnis ist einfach nur großartig geworden und verlangt nach Fortsetzung. Dir lieber Sascha, gebührt ein ganz dickes Lob und Dankeschön.
Ich möchte hier nun meine vier Beiträge vorstellen. Drei Fotos waren ursprünglich analoge Aufnahmen. Das erschien mir sehr passend, weil 2023 die Widerentdeckung der analogen Fotografie mein fotografischer Schwerpunkt war. Auch typisch für mich: bis auf ein Bild sind alle im Urlaub entstanden.
Die Welt in Blau
Blau war immer schon seine Lieblingsfarbe, so lange er denken konnte.
Und so liebte er das blaue Meer und den blauen Himmel,
die sich so perfekt an diesem Morgen zu ergänzen schienen.
Das Foto ist eine Langzeitbelichtung und entstand dieses Jahr im Sommerurlaub bei Mon Perin (Kroatien) am frühen Morgen. Für die 20 Sekunden Belichtungszeit musste ich bereits einen ND-Filter einsetzen, weil die Sonne schon aufgegangen war. Aufgenommen wurde mit meiner Pentax K-1 DSLR bei 28mm und Blende 8.
Der verwunschene Wald
Der Wald war an diesem frühen Morgen für ihn nicht greifbar.
Die Bilder verwischten vor seinen Augen, nahmen keine feste Struktur an, wie in einem Traum.
War es ein Traum?
Das Bild entstand im September in der Wahner Heide bei Köln. Und zwar aus Versehen als Mehrfachbelichtung. „Schuld“ daran war das Freundeskreis-Projekt „Die Reise der Rolleicord“. Motiviert durch die Erfahrung mit der 6×6 Kamera hatte ich mir eine zweiäugige TLR in Japan bestellt. Bei der ersten Anwendung der Ricohflex New Diamond hatte ich bei den ersten drei oder vier Aufnahmen in der Heide vergessen, den Film jeweils nach dem Auslösen vorzuspulen.
Der Morgen wird schön
Von frühester Jugend an besuchte er jedes Jahr diesen Ort und freute sich an dem Versprechen,
welches der kleine, weiße Verschlag vor der Düne versprach: MORGEN WIEDER SCHÖN.
Und wenn es mal nicht ganz zu stimmen schien, so war da doch die Hoffnung,
dass es danach wieder einen Morgen gab.
Tatsächlich fahre ich seit über 30 Jahren mit meiner Familie nach De Haan in Belgien an den Strand. Früher allein mit meinen Eltern, seit 16 Jahren nun auch mit meiner Frau und meinen eigenen Kindern. Dieser Ort ist Teil unserer Familiengeschichte. Und auch die gezeigte Umkleidekabine am Strand mit dem positiven Slogan besuchen wir jedes Mal aufs Neue. Dieses Jahr habe ich zu Ostern das Motiv analog mit einer Pentax SFXn aufgenommen, auf Kodak Gold 200. Das Negativ wurde vom Labor gescannt.
Im Zentrum der Medina
Das Portal des Funduq al-Nejjarin stand halb offen und erlaubte einen verstohlenen Blick hinein in das alte Gemäuer,
das früher einmal einen Handelsplatz bot für kostbare Seiden- und Baumwollstoffe. Der Platz war noch verlassen,
doch der Brunnen mit seinem erfrischenden Wasser sollte bald die ersten Menschen des Viertels locken.
Das Foto entstand auf einer privaten Führung durch die Medina von Fès in Marokko, im Oktober 2023. So leer war der Ort um 10 Uhr morgens nicht – ich habe einige Minuten gewartet, bis ich einen Moment ohne Menschen abpassen konnte. Die Aufnahme wurde mit einer alten Ricoh 500G Messsucherkamera mit 40mm Objektiv (von 1972) auf Portra 160 Film belichtet und im Labor gescannt.
Moin Dirk,
bin eben durch das Pentaxians Forum auf dich aufmerksam geworden und muss sagen, tolle Bilder die du hier zeigtst und vor allem: ultraspannendes Projket. Mir wäre es wohl genauso gegangen wie dir mit der zeitlichen Schiene. Absolut herausragend finde „Die Welt in Blau“. absolut fesselnd und sehr beruhigend. Es berührt, zumindest mich.
Gruß, Olav
Hi Olav! Vielen Dank fürs dein Lob! Ja, die Welt in Blau mag ich auch besonders, hängt nun auch seit einem Jahr bei uns im Wohnzimmer an der Wand. Bis bald mal, liebe Grüße.