PENTAX 17 ++ It’s Time For Film! Jetzt.
Jetzt ist sie also da. Passend zum Namen hat Ricoh letzte Woche die analoge Halbformat Kompaktkamera PENTAX 17 am 17. Juni veröffentlicht. Parallel wurde eine Vielzahl von Videos auf YouTube von verschiedenen bekannten Influencern aus der Welt der (zumeist analogen) Fotografie veröffentlicht. Das Marketing für das anvisierte junge Zielpublikum scheint schon einmal zu passen. Respekt, das kennen wir aus der Vergangenheit auch anders. Aber obwohl ich nicht mehr ganz so jugendlich bin, fühlte mich durchaus angefixt, und so hat doch die Neugier gewonnen und die Bestellung ging keine 24 Stunden nach der offiziellen Vorstellung raus. Und hier ist sie nun, die 17.
Vorgeplänkel
Dieser Artikel wird jetzt kein Testbericht im üblichen Sinnen. Ich werde weder Spezifikationen auflisten noch habe ich den Anspruch, allen Aspekten der Kamera gerecht zu werden. Dafür gibt es schon bereits im Netz zahlreiche Berichte und noch mehr Videos auf YouTube – von denen ich wahrscheinlich die meisten bereits verschlungen habe. Daher fühle ich mich auch befähigt, vier Video Empfehlungen auszusprechen, diese sind allerdings alle englisch-sprachig. Tatsächlich ist mir kein größerer YouTube Kanal in deutscher Sprache bekannt, der sich auf analoge Fotografie spezialisiert.
Den Anfang macht der ausführliche Pentax 17 Review von Analog Insights. Ich mag die sonore Stimme und unaufgeregte Art von Max, der die Kamera sehr ausführlich in fast 40 Minuten vorstellt. Dabei scheint immer wieder seine Begeisterung für die 17 durch („So much fun to use it“), die auf mich ansteckend wirkt. Sehr gut fand ich seine Beispielfotos, besonders die SW Fotos aus einem feinkörnigen Ilford Delta 100 Film. Auch die Preisargumentation am Ende des Videos fand ich sehr aufschlussreich. Wer sich nur ein Video zur 17 ansehen mag, das wäre es wohl.
Meine zweite Video Empfehlung Pentax 17 Film Camera Review: A modern Wonder… ist kaum kürzer mit einigen Aufnahmetipps beim Umgang mit der 17. Paul McKay zeigt auch mit einigen großen SW Abzüge, was man aus dem kleinen Halbformat alles herausholen kann. Das hat mich direkt an unsere großen 50×70 Abzüge zu Hause erinnert, die aus einer 5MP Kamera von 2003 stammen. Auch gibt es von Paul passend zum Video einen ausführlichen Blog Bericht auf Analogue Wonderland.
Nicht fehlen darf ein Video von Chris und Jordan (PetaPixel), allein schon wegen des Unterhaltungswertes und positiven Charmes, die ihre Videos stets ausstrahlen: The Pentax 17 is a brand new FILM CAMERA! Auf PetaPixel gibt es auch begleitend einen lesenwerten Artikel von Chris Niccolls zur Kamera.
Den krönenden Abschluss bildet aber die vierte Story aus dem PENTAX Film Project, in dem der Kamera Designer Suzuki Takeo (TKO) die PENTAX 17 genauer vorstellt. Ich glaube fast, dass dieses Video meinen Impulskauf ausgelöst hat. Ich nehme TKO seine Begeisterung für das Filmprojekt ab. Besonders interessant fand ich die Ausführungen, mit welchen Design Elementen die 17 ihre vielen (analogen und digitalen) Vorgänger zitiert, bzw. welche alten Entwürfe und Bauteile hier von den Ingenieuren wiederverwendet wurden. Ein paar Beispiele gefällig?
- Die 17 hat eine Oktagon Gehäuseform, wie sie bereits die Asahiflex 1952 eingeführt hat und durchgängig über die M bis zur P Serie verwendet wurde. Danach verläuft sich das Oktagon einige Jahre in runderen Formen, ist aber nie ganz verloren gegangen.
- Der obere- und untere Gehäusedeckel bestehen nicht aus Kunststoff, sondern aus einer Magnesium Legierung, welches auch bei der K-1 und 645Z verwendet wird. Die matte Titanium Farbe der Lackierung entspricht dem Farbton der 75th anniversary PENTAX LX Limited Edition von 1994 (The LX Titan).
- Die blaue und gelbe Beschriftung für das Einstellrad des Belichtungsmodus entsprechen den Farbtönen der Entfernungsangaben auf alten A- und M-Objektiven, aber auch auf smc DA Limited Objektiven.
- Der Spannhebel ist ein Redesign der PENTAX Auto 110, die bis heute als kleinste analoge Spiegelreflex der Welt gilt. Die Rückspulkurbel dagegen wurde in Anlehnung an die Kurbel der LX entworfen, der Pfeil Aufdruck entspricht dem der Pentax Spotmatic (SP) aus den 60er Jahren. Für den kleinen Hebel am Auslöser zum Ein-Ausschalten der Kamera wurde die Form der Pentax KP als Vorbild gewählt.
- Die Riffelung am Fokusring erinnert an alte Takumar Linsen. Die punktartige Textur des Handgriffs wiederum erinnert stark an das Muster von Fokus- und Zoomringen moderner D(F)A WR Objektiven. Leider ist das bei der 17 verwendete Material für Griff und Fokus-Ring nur Hartplastik, wie auch beim Rückdeckel.
- Mein Design Highlight ist auf dem Sucher zu finden: das traditionelle AOCo Logo der Asahi Optical Company, welcher der ursprüngliche Firmenname von PENTAX war. Dieses Logo findet man zusammen mit dem Asahi Label auf allen PENTAX Kameras bis zur MX und ME von 1976, danach wurde es vom Markennamen PENTAX verdrängt. Unter dem Logo auf der 17 folgt leicht dezent, aber dennoch selbstbewusst der Schriftzug CRAFTMANSHIP by PENTAX. Vielleicht doch zu viel des Guten? Den Abschluss bildet der Hinweis, dass es sich hier um eine Film Camera handelt sowie ein Kreis-Strich-Symbol zur Kennzeichnung der Filmebene.
Erstes Abtasten
Dienstag bestellt konnte ich die Kamera dann am Freitag entgegennehmen, also genug Zeit, eine gewisse Erwartungshaltung (und Vorfreude) aufzubauen. Ich hatte in den Tagen viele Berichte im Netz angeschaut, aber ich fand insbesondere die Schilderungen zur gefühlten Wertigkeit der Kamera sehr uneinheitlich. Insofern war ich auf den ersten Kontakt sehr gespannt. Überrascht hat mich dann doch das Verhältnis von Größe und Gewicht. Die Kamera liegt sehr leicht in der Hand, ist dabei so groß wie eine manuelle SLR der M-Reihe aus den späten 70er Jahren, aber eben nur halb so schwer.
Die Kamera wiegt plus Batterie und eingelegten Film knapp 320 Gramm. Ich dachte es wären sogar weniger, denn mir kommt z.B. meine im Vergleich viel kompaktere GR III schwerer vor – ist sie aber nicht. Hier trügt das Verhältnis von Größe und Gewicht den subjektiven Eindruck. Verantwortlich für die Leichtigkeit der 17 dürfte der intensive Einsatz von Kunststoff sein. Ja, Deckel und Boden sind aus Magnesium, das merkt man aber nicht unbedingt (aber man kann es hören, wenn eine Münze an das Material geschlagen wird). Für mich fühlt sich die Kamera solide an, aber eben auch nicht nach Premium wie z.B. eine alte MX oder eine neue GR (die patzt nur beim Batteriedeckel). Natürlich ist das auch Geschmackssache, ich mag eben Metall und schwer, und das bietet die PENTAX 17 nicht. Dafür ist sie komfortabel mitzuführen, ohne nach längerem Tragen einen steifen Hals oder Handkrampf zu bekommen.
Insgesamt sind die verwendeten Gehäuse-Materialien also in Ordnung, bis auf eine Ausnahme: der Rückdeckel. Der wirkt wirklich auf mich einfach nur billig. Es knarzt sogar ein wenig beim Andrücken, zumindest bei meinem Exemplar. Allerdings besteht Hoffnung: Der Rückdeckel hat einen leicht erhobenen Außenrahmen, d.h. man könnte mit einem Kunstleder aufhübschen.
Die Drehräder auf der Oberseite und das Fokusrad am Objektiv zur Entfernungseinstellung funktionieren wunderbar und bestätigen ihre Verstellung mit befriedigenden Klick Geräuschen. Haptischer und akustischer Höhepunkt ist erwartungsgemäß das Aufziehen des Spannhebels. Der Auslöser fällt für mich vom Gefühl her ein wenig ab, er ist mir zu undefiniert beim Auslösen. Was ich erneut Schade finde, ist die Materialwahl der Bedienelemente, die eben „nur“ Kunststoff sind. Wenn ich mir die aus Metall gefrästen Einstellräder meiner PENTAX Q der ersten Generation anschaue, denke ich, wurde hier eine Chance für zusätzliche Sympathiepunkte vertan. Aber auch in der Q Serie wurde bei den Nachfolgemodellen auf günstigere Materialien umgeschwenkt, um den Preis der Kamera zu drücken.
Viele negative Kommentare gab es im Netz zum Griff der Kamera. Hier finde ich die Empörung mancher Kritiker, die die Kamera nicht einmal selbst in der Hand gehalten haben, völlig übertrieben. Ja, der Griff hätte vielleicht optisch etwas eleganter ausfallen können (und erneut kritisiere ich das Hartplastik), aber er ermöglicht eine erstklassige Haltung der Kamera in der Hand. Und er hat auch eine sinnvolle Funktion, denn er verbirgt die CR2 Batterie in seinem Bauch. Dazu wird er mit einer wunderschönen Schraube fixiert, aber das Thema Schrauben diskutiere ich noch einmal weiter unten im Text.
Sehr gut am Gehäuse finde ich das Vorhandensein der dritten Gurtöse, leicht versteckt unterhalb des Griffs. Dieser ist ideal positioniert zur Anbringung der mitgelieferten Handschlaufe, kann aber auch zusammen mit der darüber liegenden Öse für einen Kameragurt verwendet werden, wenn die 17 nicht horizontal, sondern vertikal um den Hals getragen werden soll. Ich kenne das von den PENTAX PC35AF-M und Ricoh AF-5 Kompaktkameras. Die Handschlaufe hat auch einen funktionalen Wert, denn ihre Länge von 25cm entspricht der minimalen Aufnahmedistanz und kann somit wunderbar als Maßband verwendet werden, was ich auch rege ausprobiert habe und prima klappt.
Insgesamt gefällt mir das optische Design der Kamera gut, auch wenn ich bei Veröffentlichung der ersten Fotos etwas reserviert war, weil ich so eine Formgebung nicht erwartet hatte. Ich hatte zu sehr die Ricoh Auto Half und PENTAX Espio Mini im Sinn, die als Genspender der 17 kolportiert wurden, aber eben doch nur für das optische Design der 25mm f/3.5 Optik. Die Kamera liegt sehr sicher und leicht in der Hand. Insofern ist auch die Größe in meinen Augen stimmig, eine kompaktere Bauweise würde auch die Bedienung erschweren.
Durchblick
Die PENTAX 17 bietet einen hellen, klaren Hochformat-Sucher, was erst einmal ungewöhnlich erscheint. Ricoh war im Vorfeld nicht müde zu betonen, dass der vertikale Blick auf die Welt insbesondere auf das junge Zielpublikum der Digital Natives abzielt und den Sehgewohnheiten im Umgang mit dem Smartphone entspricht. Das ist nachvollziehbar, mittlerweile erscheinen ja sogar Hochkant-Videos etabliert. Ich persönlich freunde mich immer noch nicht mit dem Gedanken an, dass mein mobiler Begleiter als Hauptgerät für den Konsum von Fotos oder Videos dient, aber ich gehöre auch nicht zur ausgewiesenen Zielgruppe.
Dennoch glaube ich, dass es noch einen anderen triftigen Grund für das Hochformat gibt, und der ist eher ein technisches Zugeständnis an den Filmtransport. Mit der Entscheidung das Halbformat zu bedienen, und gleichzeitig in klassischer Bauweise den Film horizontal von links nach rechts in der Kamera zu führen, gab es keine Alternative. Das halbe Kleinbild ergibt eben ein Hochformat. Und einen komplett anderer Aufbau, also den Film dann vertikal zu transportieren (wie bei der 645), um im halben Kleinbild dann ein Querformat zu erreichen, wäre wohl arg speziell gewesen und verhindert dann auch die potentielle Wiederverwendung der Konstruktion für eine später Kamera im vollem Format. Bzw. wenn ich den Gedanken weiter spinne, hätte das dann fürs Kleinbild ein Hochformat ergeben. Ich hoffe, ihr konntet mir folgen 😏.
Im Sucher selbst sind zwei fixe gelbe Rahmen für die Bildkomposition zu sehen. In deren Grenzen spielt sich der spätere Bildausschnitt je nach Motivdistanz ab. Der innere Rahmen markiert dabei den Ausschnitt bei kürzester Entfernung (Blume auf dem Fokusring), der äußere Rahmen dann in der Unendlichkeitseinstellung (Gebirge). Leider gibt es keinen flexiblen Rahmen in Abhängigkeit der Fokus Einstellung, so dass der Umfang des fertigen Bilds etwas dem Glück oder besonderem Geschick des Fotografen zur Antizipation überlassen wird. Auch ist die Sichtbarkeit der Rahmen stark davon abhängig, in welchem Winkel in den Sucher geschaut wird. Sehr schön: im unteren Bereich wird die aktuelle Fokus Einstellung vom Objektivring eingespiegelt. Eine Dioptrien Verstellung gibt es nicht. Ich kann aber das Sucherbild auch als Brillenträger gut erfassen.
Rechts neben dem Sucher gibt es zwei LEDs, die einzigen elektronischen Anzeigeelemente, die einen Hinweis in Zusammenhang mit der Belichtung geben. Die obere orangefarbene LED ist hauptsächlich für den Blitz zuständig, die untere blaue warnt vor Verwacklungen bei langen Belichtungszeiten bzw. kurzer Entfernungseinstellung. Abwechselnde Disco Beleuchtung gibt es, wenn die Kamera nicht aufnahmebereit ist, also der Verschluss nicht für das nächste Bild gespannt ist, oder wenn die Batterie schwächelt. Die LEDs sind sehr hell und schon allein wegen ihrer Größe nicht zu ignorieren. Wenn eine leuchtet, wirkt ihr Durchmesser beim Blick durch den Sucher fast so groß wie das halbe Sucherbild, ohne aber die Sicht zu behindern.
Beim Aufschrauben einer Gegenlichtblende oder Step-Up-Rings, um größere Filter zu adaptieren (hier bieten sich für mich die vorhandenen 49mm Filter an, die auf viele alte PENTAX M oder FA Linsen passen) ist zu bedenken, dass die Aufsätze die Durchsicht beeinflussen können. Eine jüngst für die 17 angeschaffte Hohl-Gegenlichtblende deckt das untere Viertel bis Drittel des Sucherbildes ab. Mein 40,5mm auf 49mm Step-Up-Ring dagegen stört kaum, lässt aber andererseits den Fokusring nur noch sehr unbequem bedienen, weil aufgrund des kompakten Objektivs kaum Platz zwischen Objektiv und Step-Up Ring bleibt.
Verschlusssache
Die PENTAX 17 steuert die Belichtung über Blende und Zentralverschluss im Objektiv. Die Kamera ist ein Programmautomat, man kann nicht konkret Zeit und Blende vorgeben, aber je nach Stellung des Programmwahlrads die Belichtung beeinflussen. Die weiß beschrifteten Optionen P / (Mond) / BOKEH / B(ulb) funktionieren ohne den eingebauten Blitz, die gelben Symbole für P und (Mond) dagegen erzwingen diesen. Wird der Blitz zugeschaltet, feuert dieser bei Beginn der Belichtung. Das ist bei Langzeitbelichtung (Mond) plus Blitz meiner Meinung nach die gestalterisch wenig attraktivere Variante, hier hätte ich mir den Blitz am Ende gewünscht, bspw. für Lichtspuren von Schweinwerfern. Das blaue AUTO Programm entscheidet je nach Situation selbst, und fixiert auch noch den Fokus. Die Kamera gibt nicht Preis, welche Belichtungsparameter aus Zeit und Blende konkret zur Anwendung kommen, allenfalls die blaue LED weist auf eine zu lange Belichtungszeit hin. Ich vermute, dass die Grenze bei 1/30s liegen wird, aber sicher ist das nicht.
Die Filmempfindlichkeit wird durch das ISO Rad mit dem schwungvollen Spotmatic Pfeil eingestellt, welches die Film(rück)spule umfasst. Für die prominente ISO 400 Einstellung gibt es als Beschriftung nur einen Punkt zwischen 200 und 800. Eine automatische Einstellung durch DX Dekodierung gibt es nicht, aber ich favorisiere auch die manuelle Lösung, um vom Normwert des Films abweichen zu können (was ich bereits bei meinem ersten Film gebraucht habe).
Etwas verwundert hat mich die feine Rasterung des kleinen Rads in Drittel-Stufen für die Belichtungskorrektur. Zum einen macht mich das neidisch, denn meine große 645 Kamera bietet hier nur ganze Stufen an. Zum anderen passt eine so feine Verstellung mit insgesamt 13 Stufen von -2 bis +2 nicht ganz zum Schnappschuss-Charakter der Kamera, zumal wenn der konkrete Belichtungswert erst gar nicht angezeigt wird. Erfahrene Fotografen wissen wohl die mittenbetonte Belichtungsmessung der 17 einzuschätzen und können je nach Erfahrung gemäß der Lichtsituation um bestimmte Erfahrungswerte korrigieren. Aber da hätten auch ganze oder halbe Stufen genügt, gerade bei analogen Negativfilm, der bekanntlich sehr verzeihend sein kann (zumindest bei Überbelichtung). Vielleicht wären sogar Symbole ähnlich wie beim Fokusring für die anvisierte Klientel passend gewesen, also für typische kritische Lichtsituationen wie Gegenlicht (+2) oder Dämmerung (-1)?
Bisher komme ich zumeist mit der einfachen P Einstellung gut zurecht. AUTO mag ich (noch) nicht, weil ich die Kontrolle über den Blitz und die Entfernung (dazu später mehr) nicht abgeben mag. Ich habe mich auch an der BOKEH Stellung probiert, um die Kamera bei möglichst offener Blende zu halten und zumindest in Nahdistanzen ein wenig Unschärfe in den Hintergrund zu bekommen. Bei einigen wenigen Fotos ist mir das gelungen, aber es sollte klar sein, dass die 17 bei den Eckdaten kein Bokeh-Monster sein kann.
Der im Objektiv verbaute Verschluss hat eine kürzeste Zeit von 1/350s, was nicht allzu kurz ist. Bei einem ISO 400 Film und Tageslicht wird die Kamera sehr schnell an diese Grenze kommen und eine kleine Blende (also höhere Blendenzahl) wählen müssen, wodurch Fotos mit geringer Schärfentiefe einfach nicht möglich sein werden. Insofern ist die Bezeichnung BOKEH als eigener Programmbelichtungsmodus sehr ambitioniert, kann aber vielleicht bei Neueinsteigern punkten, die den positiv besetzten Begriff schon einmal aufgeschnappt haben. Tiefenpsychologisch klappt das wahrscheinlich auch bei mir, obwohl ich es besser wissen müsste.
Der Sensor zur Belichtungsmessung ist übrigens vorne am oberen Rand des Objektivs angebracht, innerhalb des Filtergewindes. Das bedeutet, dass die Wirkung eines eingeschraubten Filters mit in die Messung einbezogen wird und nicht manuell über das Belichtungskorrekturrad berücksichtig werden muss. Das ist praktisch bspw. bei Verwendung eines ND Filters, wenn bei prallen Sonnenschein dennoch ein höher empfindlichere Film eingelegt ist und die notwendige Belichtungszeit trotz kleinster Blende einfach zu kurz wäre für den Verschluss. Oder ich doch im BOKEH Modus eine geöffnete Blende erzwingen möchte.
Scharfgestellt
Die Kamera hat zwar einen elektronischen Stellmotor für den Fokus, aber keinen Autofokus. Die Kamera kennt sechs verschiedene fixe Positionen für den Fokus, die am Objektivring über Symbole manuell eingestellt werden. Sobald die Kamera eingeschaltet und der Auslöser halb eingedrückt wird, verschiebt sich das Linsensystem entsprechend, um die Entfernung einzustellen. Der Sucher bietet kein Feedback, ob die Scharfstellung zum Motiv stimmt, d.h. der Fotograf muss sich auf seine grobe Schätzung der Motivdistanz verlassen. Für die Nahdistanz hilft wie oben beschrieben der Kameragurt. Das äußere Objektivgehäuse selbst bleibt fix, nur der innere Tubus bewegt sich. Es lohnt sich also vor dem Moment des Auslösens immer den Finger halb auf dem Auslöser zu belassen, da ansonsten die Zeit zum Fokussieren die Aufnahme leicht verzögert.
Die Entscheidung der Ingenieure gegen einen Autofokus oder rein manuell-mechanischen Fokus, oder eben einen kontinuierlichen Focus-By-Wire mit vielen Zwischenschritten als die in der 17 realisierten sechs Stufen, wird im Netz kontrovers diskutiert, aber ich finde sie nachvollziehbar und auch stimmig, wenn man sich wieder gewahr wird, für welchen Anwenderkreis die Kamera gedacht ist. Dass die Verstellung elektronisch per Motor und nicht voll-manuell geschieht, wird einem Einsteiger in die analoge Fotografie eh nicht auffallen.
Dieser sogenannte Zonen-Fokus gibt die grobe Kontrolle über die Entfernung an den Fotografen, ohne diesen mit einer feineren Einstellung über einen Messsucher (den PENTAX nie gebaut hat, nur Ricoh) oder Schnittbild (was eine SLR Konstruktion erfordert) zu „belasten“. Für gestandene Analogfilmer kein Problem, aber ich kenne auch die Situation, einen Schnappschuss zu verpassen, weil ich mich nicht schnell genug für den Schärfepunkt im Sucher entscheiden konnte, sondern um ihn mehrmals auf der Suche nach dem Optimum umfahren habe, bis der Moment vorbei war.
Die Fokus-Einstellung der PENTAX 17 mit ihren sechs Optionen vermittelt dennoch das Gefühl, etwas zu dem Gelingen des Fotos beizutragen, neben der Wahl des Motivs im Sucher eine weitere Entscheidung im Vorfeld getroffen zu haben. Ich denke, dass dieses simple Mittel positiv zur Fotografie-Erfahrung beiträgt, ebenso wie das Spannen des Hebels nach dem Klick. Davon abgesehen ist der Zonen-Fokus ohne konkretes Feedback, ob wirklich das anvisierte Motiv scharfgestellt ist. Und ja, seien wir ehrlich, es ist natürlich auch die kostengünstigste Lösung in der Umsetzung.
Die korrekte Vorwahl der Fokuszone ist meiner Meinung nach auch nicht immer so entscheidend, denn bei 25 Millimeter Brennweite und durch die Tendenz der Kamera, zumindest in P die Blende stärker zu schließen, spannt sich die Schärfentiefe relativ weit auf. Insofern führt die falsche Wahl um ein, zwei Stufen doch meist zu einem brauchbaren Foto, welches nur bei genauen Hinschauen ein „wenig unscharf“ wirken mag. Ein kleines Zahlen-Beispiel? Ich stelle den Fokusring auf das Symbol für Gruppenbild, das entspricht einer Entfernung von 3 Metern. Bei angenommener Blende 8 in P beträgt die Schärfentiefe bereits fast 12 Meter, der Nahpunkt für subjektiv empfundene Schärfe bei unter 1,70 Meter, und was hinter dem Fernpunkt von 13,50 Meter liegt, wirkt auch „fast“ scharf. Für Pixelpeeper nicht tolerierbar, aber für die ist die PENTAX 17 als Halbformat Kamera eh nicht die richtige Kamera.
Andere Einflussfaktoren wie schnelle Bewegungen im Bild und/oder zu lange Belichtungszeiten zeichnen sich dabei genau so verantwortlich für unscharfe Bilder, sind sogar meiner Erfahrung nach wahrscheinlicher. Für einen Einsteiger werden die Gründe für Unschärfe schwer einschätzbar sein. Aber ist das nicht auch oft der gefeierte Look der analogen Fotografie, wenn das Bild gerade nicht technisch einwandfrei ist? Wenn es mehr um den Moment, die Situation, das Motiv geht? Klar wird nicht jeder dieser Argumentation folgen, sie vielleicht nur als Ausrede bezeichnen für fehlendes Vermögen und/oder mangelnde Kontrolle. Aber es sollte doch klar sein, dass die PENTAX 17 nicht für diese Ansprüche konzipiert wurde.
Noch ein Nachklapp zur AUTO Einstellung auf dem Belichtungsmodusrad. Man könnte hoffen, dass die Kamera hier in Abhängigkeit zur Blende eine hyperfokale Distanz vorwählt, oder doch nur einfach eine fixe Distanz einstellt. Was sie aber sicher nicht macht, ist die Vorwahl des Fokusrings zu übernehmen. Dies ist nur möglich durch die mechanische Entkopplung des Fokusrings und der eigentlichen Fokusstellung des Objektivs, eben durch die elektronische Focus-By-Wire Umsetzung. Allerdings mutmaße ich, dass die AUTO Einstellung nicht der alleinige Grund für die gewählte Lösung ist, sondern schon ein Ausblick auf einen eventuellen Nachfolger sein könnte, der dann doch Autofokus hat. Die Lösung für die motorische Fokuseinstellung liegt nun bereits im Baukasten.
Size Matters
Die Kamera hat für meine (relativ großen) Hände genau die richtige Größe, ähnlich wie eine PENTAX PC35AF-M Kompaktkamera, aber doch größer als z.B. die moderne digitale GR. Dabei kommt der 17 zu gute, dass das Objektiv sehr flach baut. Die Kamera verstaue ich so in eine Tasche meiner Cargo Hose, was wirklich praktisch ist. Ich vermute, dass das Gehäuse auch bereits im Hinblick auf einen möglichen Nachfolger für 135er Film entworfen wurde. Besonders beim Blick hinter den Rückdeckel auf die 17×24 Filmmaske sieht man viel freien Platz, der auch für eine Breite von 35mm gut ausreichen wird.
Weil eben die Größe zählt, und um einfach die 17 besser in Relation zu anderen Kameras präsentieren zu können, gibt es jetzt einige Rücken-an-Rücken Vergleichsaufnahmen mit verschiedenen Gehäusen. Mit dabei sind die Espio Mini und die Ricoh Auto Half, auf denen das Objektivdesign der PENTAX 17 basiert, und die als Vertreter wirklich kleiner Kompaktkameras gelten können. Beide Kameras sind Klassiker in der jeweiligen Geschichte von PENTAX und Ricoh. Die Ricoh Auto Half bedient wie die 17 das Halbformat und hat einen Hochformat Sucher, dafür aber überhaupt keine Fokusverstellung. Dazu gesellen sich in der Galerie noch einige prominente SLRs und Exoten wie die Ricoh 500G Messsucherkamera, die digitale Q (die immer noch als kleinste Systemkamera gilt) oder spiegellose K-01 mit der extrem flachen 40mm XS Festbrennweite. Kontrastpunkt ist dann die große 645, sowohl von den Ausmaßen, Gewicht als auch Filmformat.
Schraube locker?
Eine Kuriosität gibt es noch zu beleuchten. Ich hatte es weiter oben bereits kurz angedeutet. Wir müssen über Schrauben reden. Scheinbar ein Aufreger-Thema, nachdem das erste Foto der 17 geleakt war. Insgesamt stehen 5 Schlitz-Schrauben im Kreuzfeuer. Zwei vorne, zwei hinten, und eine am Haltegriff. Alle sind relativ prominent, besonders die große Griff-Schraube. Und was wirklich die Diskussion anheizt: die Schrauben sind nicht gleich ausgerichtet, auch nicht die Paare untereinander um den Sucher vorne und hinten. Für ein wenig Aufklärung sorgt der Chef-Ingenieur TKO selbst im bereits oben zitierten Video zur Präsentation der 17. Klar wird, dass die Auswahl und das Design kein Zufall ist, ganz im Gegenteil scheint TKO richtig begeistert und Stolz auf die Schraubenwahl zu sein. Es gibt auch ein Nutzwert Argument, denn die Schlitzschrauben sammeln weniger Schmutz ein als die Kreuz-Varianten bzw. sind einfacher zu reinigen. Warum sie aber nicht in der Ausrichtung parallel abgestimmt sind, bleibt offen.
Ich glaube, wenn ich nicht darüber gelesen hätte, mir wäre die asynchrone Stellung der Schrauben gar nicht aufgefallen. Ich bin eher verwundert und amüsiert über das Empörungspotential. Aber ich habe mir daraufhin einmal andere PENTAX Gehäuse der Vergangenheit in meiner Sammlung angeschaut … die provozierenden Schraubenpositionen haben Tradition, z.B. bei meine KX und MX sind sie auch nicht exakt ausgerichtet. Dies ist aber kaum erkennbar, denn sie sind viel kleiner ausgeführt (auch noch als Kreuzschrauben). Obwohl, Kreuzschrauben gibt es auch bei der 17 auf der Unterseite, und da ist nichts ausgerichtet. Wen dieser Umstand wirklich stört, kann natürlich selbst zum Schraubenzieher greifen (das ist nicht als Aufforderung zu verstehen).
Zeig doch mal die Bilder
Was hätte dieser Bericht denn für einen Sinn, wenn ich nicht auch Fotos von der PENTAX 17 zeigen könnte. Um zeitig liefern zu können, habe ich für den Anfang einen Schwarz-Weiß Film gewählt, den ich selbst zu Hause entwickeln konnte. Meine Wahl fiel auf einen Agfa APX 400 aus meinen Beständen. In der PENTAX 17 habe ich ISO 200 als Filmempfindlichkeit vorgewählt, dem Film also bewusst mehr Licht gegeben und dann zeitlich verkürzt in D-76 entwickelt, mit der Hoffnung eine etwas feineres Korn und mehr Schärfe zu erzeugen.
Die Fotos sind zu Hause sowie bei zwei expliziten Ausflügen entstanden, einmal Abends bei einem Konzert (also vermutlich lange Belichtungszeiten) und dann am Samstag Mittag in der Kölner Innenstadt. Anfangs war die Bedienung der Kamera ein wenig holprig, aber mit der Zeit bin ich immer besser in meinen „Flow“ gekommen: Motiv gesehen, Entfernung geschätzt und eingestellt, Bild im Sucher komponiert, Klick auf den Auslöser und Ratsch über denn Spannhebel. Dabei war die Kamera zumeist auf P. Nur ab und an bei Motiven der Nahdistanz habe ich mich im BOKEH versucht.
Von den theoretisch 72 Bildern möchte ich höchstens zwei Drittel als technisch gelungen bezeichnen, aber das ist definitiv meiner Unerfahrenheit mit der neuen Kamera geschuldet. Z.B. habe ich mich beim Einlegen des Films unsicher gefühlt, da die Filmspule sich anfangs nach mehreren Auslösern nicht mit drehte (was eigentlich normal ist, weil am Anfang der Film in der Patrone noch keine Spannung hat). Also habe ich als Kurzschlusshandlung den Kameradeckel geöffnet (anstatt zurück zu spulen) und nachgeschaut, was Sache ist – Neugier über Verstand. Und dabei wurde natürlich der Anfang des Filmstreifens bereits mit Licht geflutet und die ersten Fotos waren verloren.
Weitere Verluste gab es durch unabsichtliches Verstellen des Programmwahlrads auf B und Langzeitbelichtung am Tag (ich hatte die Kamera in die vordere Jeans-Tasche gequetscht, dabei hat sie sich verstellt). Und letztendlich habe ich ab und an vergessen, die korrekte Fokuszone einzustellen. Blöd, wenn noch vom Foto zuvor die Makro Stellung gesetzt war, und danach der Kölner Dom fotografiert werden sollte. Aber insgesamt bin ich mit der Leistung der Kamera und den Fotos in Bezug auf Belichtung und Schärfe sehr zufrieden. Der Zonenfokus passt zumeist (wenn ich daran gedacht habe), besonders in Kombination mit P und einer entsprechend geschlossenen Blende. Aber auch einige Experimente mit BOKEH im Nahbereich haben ganz gut funktioniert, dabei kam der Kameragurt als 25cm Maßband für den Makro Modus gewinnbringend zum Einsatz.
Die Negative habe ich mit der PENTAX K-1 abfotografiert, immer zwei auf einmal mit meinem 50mm Makro-Objektiv (einzeln geht bei einem 1:1 Makro natürlich nicht), was eine Pixelauflösung von ca. 14MP pro Halbformat Bild bedeutet und mehr als genug ist. In Lightroom habe ich die Bilder über virtuelle Kopien gedoppelt und dann jeweils die linken und rechten Fotos mit automatischer Synchronisation flott ausgeschnitten und Negative Lab Pro zur Entwicklung vorgeworfen. Viele Worte, jetzt kommen endlich die Bilder.
Zwischenfazit
Ich habe die Kamera seit einer Woche, und im Grunde nur am ersten Wochenende mit ihr intensiv fotografiert. Intensiv heißt ein Film, also 72 Auslöser, innerhalb von einem Tag. Sonst benötige ich für so viele Fotos mindestens einen 14-tägigen Urlaub. Unter der Woche war jetzt weniger Zeit um Knipsen, denn Arbeit, Fußball-EM und das Schreiben dieses Berichts kamen dazwischen. Dennoch habe ich bald den zweiten Film voll, weil die Kamera mich ständig begleitet. Noch ist ein Kodak 400 UltraMax Farbnegativfilm eingelegt, der dann im Labor entwickelt werden muss. Außerdem wartet bereits ein feinkörniger Kodak Delta 100, um die Bildqualität auszuloten. Für ein abschließendes Fazit ist es also zu früh, dennoch habe ich reichlich Eindrücke gesammelt und mir eine Meinung zur Kamera gebildet.
Ich denke, um die PENTAX 17 fair beurteilen zu können, braucht es zwei Voraussetzungen. Zum einen sollte man die Kamera einmal selbst in die Hand nehmen und mit ihr fotografieren. Schauen von YouTube Videos oder das Lesen von Blog Posts wie diesen hier ist kein Ersatz für eigene Erfahrungen. Was aber in meinen Augen viel wichtiger ist: die Kamera sollte für das bewertet werden, was sie ist, und nicht für das, was man sich eventuell gewünscht hat! Ricoh/PENTAX hat sicher nicht die Erwartungshaltung von vielen Fotografie-Enthusiasten getroffen (ich habe mir auch etwas anderes erhofft), aber dafür kann die Kamera nichts bzw. macht sie nicht per se schlechter.
Auch der ständige Vergleich zu alten Kameras auf dem Gebrauchtmarkt hinkt ein wenig, wenn es um die Bewertung der Qualität dieser Kamera geht. Die Bedeutung der PENTAX 17 ist es, endlich in 2024 (also 20 Jahre nach der letzten analogen PENTAX Filmkamera) einen neuen, bezahlbaren Fotoapparat auf den Markt gebracht zu haben, mit einer leistungsstarken Optik aus Glas, mit Fokusverstellung und automatischer Belichtung. Und eben nicht eine billig produzierte Fix-Fokus Kamera mit einer starren Verschlusszeit.
Die PENTAX 17 ist ganz klar als Einsteigerkamera positioniert. Sie ist zum Knipsen da, um den Spaß an der analogen Fotografie zu wecken, fordert dabei ein wenig Zutun, ohne aber zu überfordern. Die Kamera verlangt keine tiefe Auseinandersetzung um Parameter wie Zeit und Blende. Sie ist in erster Linie eine Schnappschusskamera, nicht mehr und nicht weniger.
Dabei kann sie technisch sehr gute Fotos produzieren, alles im Rahmen des analogen Halbformats. Nichts für Pixelpeeper oder Optimierer, aber für Menschen, die einfach nur Freude beim analogen Fotografieren erleben möchten ohne sich zu viel mit der Technik auseinandersetzen zu müssen. Die einzigen Entscheidungen, die abverlangt werden, ist die Komposition im Sucher sowie die ungefähre Einstellung der Fokus-Zone. Durch die Weitwinkel Optik und das Halbformat stehen die Chancen gut für ein ausreichend scharfes Bild, zumindest wenn keine Bewegung ins Spiel kommt. Die Einstellungen zur Programmautomatik und Belichtungskorrektur erweitern dann die Möglichkeiten, oder sind ein kleines Zugeständnis an Menschen wie mich, die mehr Einfluss nehmen wollen. Die einzige Funktion, die mir wirklich fehlt, ist ein direkt eingebauter Selbstauslöser, oder entsprechendes Gewinde im Auslöser, statt des Anschluss für den optionalen elektronischen Kabelauslöser.
Ich kann mich prima auf die Kamera einlassen, auch wenn ich so gar nicht zur definierten Zielgruppe gehöre. Einfach nur Knipsen und Spaß haben am Klick des Verschlusses und Ratsch des Filmtransports. Anders als bei meiner 645 oder den meisten anderen analogen Kameras in meiner Sammlung brauche ich nicht über die perfekte Komposition oder den perfekten Fokus nachzudenken, justiere nicht immer wieder die Entfernung nach und suche die optimale Schärfe im Schnittbild. Die 17 bietet einfach eine andere, entspannte Art analog zu fotografieren, die mir so keine Kamera im Portfolio bieten kann. Dazu empfinde ich die doppelte Anzahl von Fotos pro Film als Einladung, einfach öfters auf den Auslöser zu drücken, das klappt. Und natürlich entstehen die meisten Bilder hochkant.
Wie geht es weiter? Die Kamera wird mich auf jeden Fall durch den Sommer begleiten. Danach machen wir beiden miteinander aus, ob die Bindung auf Dauer sein wird, oder wir uns in Freundschaft wieder trennen. Auf jeden Fall verschafft es mir heute ein gutes Gefühl, das Film Projekt von PENTAX mit dem Kauf der 17 zu stützen. Und damit einen ganz kleinen Beitrag leisten kann, dass die Marke erhalten bleibt und neue (analoge wie digitale) Kameras unter dem PENTAX Namen entwickelt werden.
Die PENTAX 17 ist mittlerweile in meinen Augen ein kluger Anfang. Eine auf diesem Gehäuse basierende 35er Kompaktkamera scheint mir wahrscheinlich, dann vielleicht auch mit Autofokus als Konkurrent zur kommenden Rollei 35AF. Auch eine analoge Spiegelreflex ist denkbar, denn mechanischer Schlitzverschluss, Spiegelmechnismus und Pentaprisma sollten die Ingenieure noch beherrschen, schließlich baut PENTAX immer noch DSLRs und im nächsten Jahr wird ein Update der K-1 II erhofft. Träumen darf man ja. Ob die Rechnung aufgeht? Keine Ahnung. Der Hype ist auf jeden Fall gerade entfacht, nicht nur bei PENTAX Sympathisanten wie mir. It’s Time for Film! Jetzt!
Alle Achtung Dirk, ein sehr informativer Beitrag.
Man kann Pentax Fan sein, muss es aber nicht. Ich bin ein halber, Ricoh/Pentax Kameras waren meine ersten und die habe ich jetzt schon 38 und 38 Jahre lang.
Nicht nur Leica kann heute noch neue analoge Kameras bauen.Pentax bedient ohnehin Nischen, damals wie auch heute. Mir gefällt das und es ist bewundernswert, dass eine so „kleine“ Marke den Schritt wagt, eine neue analoge Kamera zu entwickeln.
Du beschreibst die Details der Kamera mit den Analogien historischer Kameras und einige davon besitze und benutze ich auch heute noch, Auch das fixt mit der „17“ an, doch etwas Bedenken habe ich zur mechanischen und haptischen Qualität. Kunststoffe müssen nichts Schlechtes sein, doch billig wirkende Kunststoffe sind hier nicht angemessen, da hätte Pentax mehr abliefern können. Vermutlich beträgt der Unterschied für einzelne Teile nur wenige Cents und das darf der Käufer bei rund 550€ erwarten, meine ich.
Schauen wir mal, nach der Start-Euphorie, wie die Kamera ankommt, denn am Ende möchte Pentax sie ja gut verkaufen.
Ich sehe mich als ambitionierten Anwender, nutze viele Kameras in verschiedenen Formaten und bin ganz sicher nicht die anvisierte Zielgruppe, doch ich bin dennoch sehr interessiert.
Ich lege aktuell mit Mitnutzern zusammen, wir werden eine kaufen, jeder ausgiebig testen, uns eine Meinung bilden. Danach schauen wir, ob wir sie verkaufen, oder eben behalten. Versuch macht klug…
Danke für Deinen wunderbaren Beitrag, die vielen Details und die übersichtliche Gliederung.
Liebe Grüße
Martin
Hallo Martin! Danke für Deinen Beitrag. Bin gespannt, was ihr von der Kamera halten werdet – und wie ihr die Materialanmutung bewertet. Ein Vergleich mit Leica verbietet sich wohl, aber PENTAX hat ja auch in der eigenen Historie – und im aktuellen (digitalen) Programm – genug Maßstäbe. Tatsächlich ist es eigentlich der Rückdeckel, den ich wirklich nicht gut umgesetzt werden. Aber Kunstkameraleder im Stile der MX habe ich bereits hier, und vielleicht gibt es bald ein Foto mit einem Upgrade meiner 17 zu sehen. Viele Grüße, Dirk
Moin Dirk,
sehr informativ, sehr ausführlich, sehr nüchtern und gut ausgewogen ist dein Bericht geworden.
Mir gefällt, wie du analysierst und dann auch mit reichlich Fotos dokumentierst, hier kann jeder lesen und sich eine eigene Meinung bilden.
Ich wäre da etwas subjektiver dabei, aber ich kann deine Schlussfolgerung gut nachvollziehen.
Die Pentax 17 braucht ein Fotograf, der schon viele Kameras hat, nicht wirklich. Aber warum soll nicht eine weitere Kamera zusätzlich in die Sammlung aufgenommen werden? Denn die 17 ist schon anders, als meine anderen Kameras und sie macht viel Spaß und die Bilder sind wirklich sehr gut (bis 13 x 18) und auch im A4 Format noch gut.
Also die Kamera ist ein schöner Begleiter für den Alltag und der große Sucher, macht Freude, um überall schöne Motive zu finden (oder zu suchen).
Zum Abschluss noch ein großes Lob von mir für diesen Bericht.
VG Frank
Hallo Frank! Vielen Dank für den Kommentar. Mit 13×18 Ausdrucken habe ich auch schon gute Erfahrungen letzte Woche gemacht. Bin gespannt, was mit einem noch feinkörnigeren Film gehen mag. Viele Grüße Dirk
Moin Dirk,
der Bericht ist alles andere als eine Lobestirade für die neue Pentax 17. Er ist sehr objektiv und neutral geschrieben und von daher wertvoll für alle Interessenten.
Sicherlich bist Du und Deine Leserschaft nicht die Kernzielgruppe, dennoch empfinde ich das Interesse gerade aus dieser Gruppe als sehr groß.
Ich denke, Kritik darf und muss sein, speziell was die Verarbeitung angeht, die man für 2-3 Euro mehr, sicherlich hätte besser gestalten können.
Aber ein Satz von Dir wird mit Sicherheit noch oft zu hören sein:
„…die Kamera sollte für das bewertet werden, was sie ist, und nicht für das, was man sich eventuell gewünscht hat…“
Dies wird leider viel zu selten beachtet.
Ich denke, die Qualität Deiner Bilder spricht für sich. Mich haben meine eigenen Erfahrungen wieder zur Filmfotografie gebracht.
Noch entwickle ich nicht selber, kann aber nicht mehr lange dauern, bis ich meine alte Jobo Dose raushole 😉
Hallo Wolfgang! Ich freue mich sehr darüber, dass Du meinen Beitrag gefunden und kommentiert hast. Ja, ich hab versucht den Bericht nicht als Fanboy zu schreiben und relativ nüchtern zu bleiben. Tatsächlich finde ich es auch sehr schade, dass PENTAX sich teilweise bei der Materialwahl so angreifbar gemacht hat. Ich habe mir auch gedacht, dass gerade der Rückdeckel doch auch hätte anders gehen müssen. Dennoch mag ich die 17. Mal schauen, ob es nur einer Sommerliebelei wird, oder eine lange Beziehung. Wahrscheinlich werde ich die Kamera schon allein wegen ihrer historischen Bedeutung halten wollen. Und die Bildergebnisse sind doch wirklich tadellos, mehr kann ich aus dem Halbformat kaum erwarten. Viele Grüße und bis bald!