[NMZ] Nachts im Revier II (Revisited)

Endlich mal wieder digital. Endlich mal wieder PEF. Und endlich mal wieder der Landschaftspark Duisburg. Und das bereits zum sechsten Mal auf meinem Blog, zumindest wenn ich die alte Website vor dem Relaunch hinzuzählen darf. Am Samstag Abend hatten sich einige FTG Freundeskreis’ler zum gemeinsamen Fotografieren in Duisburg verabredet. Vorlage war die Tour, die ich bereits vor acht Jahren abgefahren hatte. Auf dem Programm standen der Alsumer Berg mit Blick auf Kokerei und Stahlwerk, das Geleucht auf der Halde Rheinpreußen, der Landschaftspark Duisburg Nord sowie die Installation Tiger & Turtle. An dem Tag war es sehr kalt und neblig, dafür aber nicht windig. Für weite Ausblicke war der Nebel natürlich kontraproduktiv, aber dennoch auch sehr stimmungsvoll und herausfordernd.

An dem Tag wollte ich nach langer Zeit einmal wieder hauptsächlich digital mit der PENTAX K-1 fotografieren, zumeist von Stativ aus mit kleinem ISO Wert und langen Belichtungszeiten. Als Optiken kamen die Allrounder Zooms DFA 24-70mm F2,8 sowie HD DA 55-300mm zum Einsatz. Was ich bei bei winterlichen Bedingungen auf keinen Fall vergessen durfte: Handschuhe, Mütze, vier Schichten Oberbekleidung, lange Unterhosen, heißer Tee und Einschalten der Autositzheizung. So ließen sich die am Ende über acht Stunden (vorwiegend) im Freien gut überstehen.

Treffpunkt war am späten Nachmittag zum Sonnenuntergang der Parkplatz am Alsumer Berg mit der Idee, von den Aussichtspunkten freie Blicke auf die Kokerei Schwelgern und das Thyssen Krupp Stahlwerk zum Sonnenuntergang und in der blauen Stunde einzufangen. Freie Sicht war aber nicht, dazu war der Nebel zu dicht. Sonne und blaue Stunde fielen ebenso aus. Nur für ganz kurze Momente konnte man Blicke auf einzelne Gebäude, Schornsteine oder Lichter der Kokerei durch die Nebelwand erhaschen. Genau zweimal habe ich den Auslöser oben auf dem Hügel gedrückt, bevor ich dann der Gruppe voraus hinab spaziert bin.

Unten angekommen fiel mir erst der hohe Rhein Pegel auf. Vereinzelt waren einzelne Abschnitte der Uferböschungen komplett umspült. Bevor ich es vergesse, noch schnell eine Anmerkung zum Bildstil der gezeigten Fotos. Diese haben alle meinen „Vanilla“ Preset in Lightroom durchlaufen, daher kommt die leichte Verschiebung der Farben ins zart Lila-Gelbliche. Mir persönlich gefällt der Stil heute, ist aber natürlich Geschmacksache und dient sicher nicht einer realistischen Darstellung.

Letztendlich war ich wieder am Ausgangspunkt am Parkplatz zum Alsumer Berg. Hier konnte man vom Damm aus noch die besten Einblicke auf das Gelände der Kokerei finden. Spannend war hier, wie die vielen Lichtquellen vom Nebel aufgenommen und reflektiert wurden. Leider gab es zu unserer Besuchszeit keine „Fackel“ in Betrieb.

Mit der Erfahrung der eingeschränkten Sicht und dem Gruppenkonsens, dass der Aufstieg zur Halde Rheinpreußen mit seiner übergroßen Grubenlampe zu dieser Jahreszeit weniger attraktiv ist, steuerten wir als zweites Ziel den Landschaftspark Duisburg Nord (kurz LaPaDu) an. Dieser ist ein Eldorado für Fotografen. Hier könnte ich ohne Probleme einen ganzen Tag verbringen, und am nächsten Tag noch einmal wiederkommen, ohne dass mir langweilig werden würde. Obwohl ich das LaPaDu schon X mal besucht habe, entdecke ich hier immer wieder neue Motive – oder bekannte Motive für mich neu.

Direkt nach dem Haupteingang zum Landschaftspark wartet das alte Gasometer als erster Blickfang. Heute bietet der Rundbau mit 45 Meter Durchmesser ein 13 Meter tiefes Tauchbecken mit 21 Mio. Liter Süsswasser, welches öffentlich genutzt werden kann und in dem Taucher in der Tiefe ein künstliches Riff, das Wrack einer Motoryacht und ein Flugzeugrumpf erkunden können.

Weiter ging es zur Kraftzentrale, die ein wenig verrucht im Rotlicht erstrahlt. Heute wird der Bau gerne als Veranstaltungs- oder
Ausstellungshalle genutzt. Direkt vor der Kraftzentrale liegt das ehemalige Bahnhofsgebäude.

Die alte Gleisanlage mit dem Bahnhofsgebäude und den verschieden farbigen Lichtern ergaben die Kulisse für das nächste Highlight. Unter der Laterne links stehe übrigens ich. Die ursprüngliche Bildidee (inklusive lässiger Körperhaltung) stammt von Claudia, die dann auch den Auslöser betätigte. Sonst bedeuten solche Fotos für mich immer Selbstauslöser und los spurten, diesmal war die Aufnahmesituation für mich extrem entspannt.

In der ersten Stunde hatten wir vielleicht gerade mal 200 Meter Wegstrecke geschafft, bis wir es endlich Richtung Hochöfen tiefer in den Park wagten. Aber ehrlich, an jeder Ecke gab es neue Details zu entdecken, die fotografisch erschlossen werden wollten, wie beispielsweise austretender Wasserdampf aus einem Wandventil am Hochofenbüro, gleich hinter dem Tauchgasometer.

Weiter ging es vorbei am Kletterseilparcours Richtung Piazza Metallica. Vor dem Parcours hielt sich eine Gruppe auf, die an einer öffentlichen Fackelführung teilnahmen (kann vor Ort oder online gebucht werden).Interessanterweise passten hier die Lichter der Fackeln genau zur Beleuchtung der Halle.

An der Piazza angekommen fiel mir erstmals die im Vergleich zu meinem letzten Besuch spärliche Beleuchtung im Landschaftspark auf, obwohl eigentlich am Wochenende laut Webseite das volle Programm eingeschaltet sein sollte. Insbesondere die Hochöfen (kaum) und Schornsteine (gar nicht) waren im wahrsten Sinne des Wortes unterbelichtet. Aber ich will nicht zu viel meckern, die finanzielle Situation von Duisburg und vielen anderen Kommunen der Region ist bekannterweise nicht die Beste – und der Besuch des LaPaDu immer noch kostenlos.

Auch die bestehenden Lichtinstallationen schaffen immer noch ein einzigartiges Ambiente. An der Piazza nahm ich mein einziges Bild des Abends mit sichtbaren Lichtsternen bei maximal geschlossener Blende auf. Ich mag Lichtsterne sehr gerne, aber die Umsetzung war an dem Abend aufgrund des Nebels und meiner hauptsächlich eingesetzten Objektive (beide Zooms haben abgerundete Lamellen) gar nicht so einfach.

Besonders eindringlich fand ich die Atmosphäre beim Durchgang unter dem Hochofen 5 entlang am Möllerbunker. Die ganze Szenerie war in tief blauen Nebel und Düsternis versunken. Dazu herrschte passend eine Ruhe, die niemand mit zu lauter Stimme zu stören wagte.

Der Hochofen kann übrigens auch grundsätzlich in der Höhe besichtigt werden (was ich bei meinen vorherigen Besuchen stets gemacht habe, wenn es das Wetter erlaubte). Aber diesmal haben wir uns den Aufstieg über die zahlreichen Metalltreppen aufgrund der Kälte, fortgeschrittenen Zeit und eingeschränkten Beleuchtung geschenkt.

Ein rot-beleuchteter Gang führte schließlich durch den Möllerbunker zum parkartigen Vorplatz. Mittlerweile hatte die Kälte unsere kleine Gruppe schon arg reduziert auf nur noch 5 Personen.

In diesem Teil des Landschaftsparks erwarteten uns die letzten beiden Spots für diesen Abend. Da ist zum einen die ehemalige Verladebrücke, welche über den Bunker bis hin zu einem der beiden Rundklärbecken reicht, und das Krokodil genannt wird – vielleicht auch wegen der grünen Beleuchtung? Und ein paar Schritte weiter steht das Kühlwerk mit seinen bunten Turbinenrädern. Bei -1 Grad in der Nacht waren diese Locations anders als am Tage auch nicht mehr mit Menschen überlaufen (also eigentlich schien gar niemand mehr da zu sein) und wir bekamen eine freie, unverstellte Sicht.

Mittlerweile war es nach 22 (gefühlt 2) Uhr und ich eigentlich schon drüber. Aber Patrick motivierte uns zu einem letzten Abstecher. Nach einem kurzen Imbiss Stopp im Stadteil Beek ging es zur letzten Station im Süden von Duisburg: Tiger & Turtle bzw. Magic Mountain. Die Installation beeindruckt bereits aus der Ferne, wie sie auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe thront. Von weiten erinnert sie an eine Achterbahn. Oben angekommen kann sie zu Fuß in Abschnitten über Schleifen und Spiralen begangen und erkundigt werden. Es gibt auch eine Looping-Sektion, die aber unzugänglich ist.

Der ansonsten eindrucksvolle Ausblick auf die umliegende urbane Landschaft und das Ruhrgebiet wurde erneut Opfer des Nebels … erst ganz am Ende dieses tollen Abends lichtete sich der Nebel für einen kurzen Blick auf die Hüttenwerke der Krupp Mannesmann.

Gegen 1 Uhr morgens verabschiedete ich mich von der verbliebene Gruppe, und ich fuhr ganz beseelt (und übermüdet) zurück nach Hause. Was für ein wunderbarer Ausflug mit wunderbaren Menschen. Vielen Dank dafür!

2 Kommentare

  1. Absolut tolle Bilder. Vor allem die Nebelaufnahmen im LaPaDu gefallen mir total. Stimmungsvoll und auch noch schön bunt. Absolut klasse.
    Jetzt ärgere ich mich umso mehr das ich nicht mitbekommen bin. Aber ich hätte für den Abend nicht mehr genug Energie gehabt. Beim nächsten mal dann.

    Alles gute. Gruß Michael.

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