PENTAX 17 ++ Eine Sommerliebe geht zu Ende

Ich hatte es bereits in meiner ersten großen Vorstellung zur PENTAX 17 vor zwei Monaten geschrieben: die Kamera soll mich durch den Sommer begleiten, und dann sehen wir weiter. Nach nun sechs Filmen und Ferien auf Korsika und in der Toskana beende ich die Beziehung und wir trennen uns in Freundschaft. Und das nicht, weil die Ergebnisse nicht gefallen. Ganz im Gegenteil. Im Urlaub habe ich unter anderem drei Kodak Portra Filme verschossen. Von den 216 Auslösern habe ich tatsächlich alle Fotos als „Keeper“ gewertet. Ja, da ist das ein oder andere Bild technisch nicht optimal (Fokus falsch geschätzt, Belichtung zu knapp), aber insgesamt doch gut genug. Und vor allem genug emotional aufgeladen, so dass ich alle Bilder auch digital behalte.

In diesem Artikel formuliere ich meine abschließenden Erfahrungen und Gedanken zur 17, und zeige eine Auswahl von Fotos aus dem Urlaub. Dabei waren wir zwei Wochen auf Korsika, und jeweils noch ein paar Tage vorher und nachher in Italien. Die PENTAX 17 war auf dieser Reise zumeist meine analoge Immer-Dabei-Schnappschuss-Kamera, dazu als Kontrapunkt die 645, wenn ich mir richtig Zeit fürs analoge Fotografieren genommen habe (dann auch eher ohne die Familie). Die digitale Fotografie klammere ich hier im Artikel komplett aus, auch wenn sie noch immer den größeren Part meiner Fotografie einnimmt.

Zu Beginn des Urlaubs war noch ein schwarz-weiß Film in der PENTAX 17 eingelegt. Diesen konnte ich nach unserer Rückkehr in der Küche entwickeln, um die Wartezeit auf die Farbnegative aus dem Labor zu verkürzen. Mit dem Ilford Delta 100 wollte ich die Auflösung ausreizen. In der Regel würde ich in die 17 eigentlich keinen ISO 100 Film einlegen aufgrund der mäßig lichtstarken Offenblende, aber im Sommer passt das, wenn hauptsächlich draußen fotografiert wird. Der Delta Film hat mich nicht enttäuscht, sehr feinkörnig und detailliert, so dass sich die einfache, aber sehr gute 3-Linsen-Optik beweisen konnte. Die folgenden SW Fotos stammen von unserem kurzen zwei-tägigen Aufenthalt am Comer See bei der Anreise, dann von der Hafenstadt Livorno sowie von unserem ersten Tag auf Korsika.

In der ersten Woche hatten wir ein Ferienhaus an der Westküste Korsikas am Plage Capizollu gebucht, einem Stand in der Nähe von Cargèse und Sagone. Das Ferienhaus war Teil einer ganz kleinen Anlage mit vielleicht fünf oder sechs Wohneinheiten im Hang. Die Küste ist hier immer wieder unterbrochen von Klippen und Felsen, so dass die Strandbuchten eher klein und wenig überlaufen sind. Einfach nur fantastisch: das klare Türkis des Meeres, wie wir es uns nicht schöner hätten wünschen können.

Ganz in der Nähe von unserem Haus lag das Denkmal „La barque des grecques“ mit Strandblick. Es erinnert an die griechischen Einwanderer, die im 17. Jahrhundert hier anlegten die Stadt Cargèse neu begründeten. Ich nehme das mal als Anlass, um zwei Aufnahmen gegenüber zu stellen, die mit der PENTAX 17 und 645 entstanden sind. Nur um noch einmal klarzustellen, wer hier mehr Körner aufs Bild bringen kann. Obwohl, bei der Auflösung fürs Web ist der Unterschied vielleicht gar nicht so offensichtlich? Dennoch ist das natürlich ein unfairer Orangen-Melonen-Vergleich (Ja, die 645 ist hier die Melone), denn das Negativ im 645 Format auf 120er Rollfilm hat eine 6 mal größere Fläche als das kleine Kleinbildhalbformat der 17.

Die Region um Cargèse bietet viele landschaftliche Superlative wie die Capu Rossu oder die zerklüftete Berglandschaft der Calanches de Piana. Dazu gibt es unzählige kleine Ausflugsziele, wie die Kleinstadt Cargèse selbst, pittoreske Bergdörfer im Hinterland, oder Flußbadestellen („Gumpen“). In der ersten Woche sind über zwei Drittel aller Fotos entstanden (unabhängig von der Kamera, also auch digital oder mit der 645). Das allein zeigt, wie sehr mich die Gegend beeindruckt hat.

Für die zweite Korsika Woche ging es quer über das Hochgebirge nach Osten mit Zwischenstopp an den Cascades d’Aitone. Dieser wunderbare Ort bietet zahlreiche Badestellen und Wasserfälle in einem hoch gelegenen Waldgebiet. Unser Ziel war die Ostküste, genauer der Plage Le Campoloro, ein langgezogener Strand ca. eine Stunde südlich von der Hafenstadt Bastia, wo wir eine Woche zuvor mit der Fähre angekommen waren. Unsere Unterkunft war so anders als in der ersten Woche, nämlich ein Mobilheim auf einem Campingplatz. Diese Woche war als gemeinsame Zeit mit einem Teil von Pias Familie geplant, die auch auf dem Platz einquartiert waren. Daher hatte das Ausflugsprogramm in diesen Tagen auch eine geringere Priorität. Dennoch gab es genug Zeit für kleine Wanderungen in der Umgebung.

Zurück ging es mit der Fähre aufs Festland auf ein ehemaliges Weingut bei Pistoia (zwischen Florenz und Pisa). Die Unterkunft war wieder so anders als die vorherigen. Wir hatten eine sehr stilvoll eingerichtete Wohnung über zwei Etagen und Zugang zu einem Pool, welcher angesichts der teilweise 40 Grad und fehlender Klimaanlage sehr frequentiert wurde. Das Wetter in der Toskana zwang uns auch, die Ausflüge hier in den Morgen oder späten Nachmittag zu verlegen.

Die Kinder konnten wir nur zu einem Besuch des Turms von Pisa und der Altstadt von Pistoia bewegen. Dazu haben Pia und ich noch Montecatini Terme besucht. Dies war früher einmal ein mondäner Kurort, in dem aber eine Vielzahl der Thermalkomplexe mittlerweile dem Verfall preisgegeben wurden. Und da war noch dieser wunderbarer Nachmittag in Lucca zu zweit. Nach Florenz haben wir es leider nicht mehr geschafft und dem FOMO Gefühl getrotzt. Aber wir werden sicher einmal wieder kommen.

Mit dem Bildmaterial aus der 17 bin ich sehr zufrieden, gerade wenn ich jetzt wieder die Fotos am Monitor sehe. Ich sehe hier schon Einschränkungen in der Auflösung des kleinen Bildformats. Aber spätestens bei der Betrachtung am Tablet, Smartphone oder ausgedruckt in den Händen spielt das keine Rolle. Da schlägt eher der besondere analoge Look durch mit seiner je nach Filmmaterial speziellen Farbanmutung. Auch die Bedienung der Kamera hat mir wirklich viel Freude bereitet. Punktabzug gibt es aber für das Programmwahlrad, welches ich aufgrund seiner Leichtgängigkeit zu oft unabsichtlich verstellt habe.

Warum dann endet diese kurze Sommerliebe? Die Kamera macht doch Spaß und hat auch geliefert? Das hat sie beides, aber ich war in erster Linie neugierig und meine Neugier ist nun gestillt. Meinen kleinen Beitrag, das PENTAX Film Projekt zu unterstützen, habe ich mit meinem Kauf geleistet und ich konnte ausführlich hier im Blog mit mehreren Artikeln berichten. Das gute Gefühl, mit einer analogen Kamera zu fotografieren und dabei viel Spaß zu empfinden, ist aber nicht exklusiv der PENTAX 17 vorbehalten. Gerade nicht bei der Vielzahl von Alternativen in meinem Besitz, die dazu viel mehr Kontrolle beim Aufnahmeprozess erlauben. Dazu befürchte ich, dass wenn ich die 17 behalten würde, ich mich vielleicht nur aufgrund der hohen Investition genötigt fühlen könnte, sie weiter nutzen zu müssen. Als Sammlerstück mag ich sie (noch) nicht sehen wollen, auch wenn sie historisch jetzt schon eine gewisse Bedeutung hat.

Also für wen ist die Kamera? Das Marketing visiert junge Fotografen an, die sich an die analoge Fotografie herantasten, ohne Zeit und Blende verstehen zu müssen. Können sie auch nicht, weil die Kamera diese Parameter nicht preisgibt. Das ist eine Stärke (Unbeschwertheit) und Schwäche (Kontrollverlust) zugleich. Ich hätte mir einige unterbelichtete Fotos ersparen können, wenn ich eher verstanden hätte, dass die Programmautomatik einfach keine längeren Zeiten (ich schätze um die 1/50s) zulässt, um Bewegungsunschärfe zu vermeiden. Oder ich hätte öfters der blau-blinkenden LED Aufmerksamkeit schenken sollen, die bereits die kritische Lichtsituation anmahnt. Mein Tipp: wer eine ruhige Hand hat, sollte öfters mal das „Mond“ Programm für längere Verschlusszeiten ausprobieren, auch wenn das Risiko steigt, statt zu knapp belichtete dann leicht unscharfe Fotos durch Verwackelungen zu erhalten.

Und wie steht es um den vertikalen Blick auf die Welt? Bei mir hat der Hochkant-Sucher gewirkt. Über 75% meiner Aufnahmen sind so mit der 17 entstanden (ich habe nachgezählt), ansonsten ist das Verhältnis eher umgekehrt. Der Sucher soll ein Zugeständnis an Smartphone Gewohnheiten unserer Zeit sein, aber ich glaube, sie ist einfach auch eine technische Notwendigkeit des Halbformats. Oder das Halbformat wurde gewählt, um den Hochkant-Sucher zu etablieren? Andererseits wurde das Halbformat durch die doppelte Menge an Fotos pro Film motiviert, um Filmkosten einzusparen.

Wo auch immer hier die Wahrheit für die Produktgestaltung liegen mag, die Entscheidung in Summe macht die Kamera außergewöhnlich. Eine solche Kombination aus Bildformat, Sucher, Programmautomatik, Zonen-Fokus und Kamera-Design ist auf eine schräge Art sympathisch. Dazu kommt der Stilmix von Materialien und Bedienelementen als Hommage an frühere PENTAX Modelle. Allerdings ist die gefühlte Qualität ein wenig dem Rotstift zum Opfer gefallen. Insbesondere das billig anmutende Rückteil und manche Bedienelementen haben bei vielen Testern Sympathiewerte gekostet. Aber selbst ist der Fotograf, und so habe ich meine 17 zuletzt mit einem Kunstleder in Pastellblau von PPP Cameras veredelt.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Kamera einfach (noch) nicht das geworden ist, was ihre Ingenieure ursprünglich im Sinn hatten. Die Ausgestaltung erscheint mir nicht komplett stimmig, als ob die Kamera unter Zeitdruck jetzt zum Sommer veröffentlicht werden musste. Ein Indiz dafür ist in meinen Augen das Rad für die Belichtungskorrektur in Drittel-Stufen. Es erlaubt also eine sehr feine Einstellung, obwohl die Kamera gar nicht über konkrete Belichtungswerte informiert. Dagegen ist die manuelle Scharfstellung mit sechs Stufen nur sehr grob wählbar.

Der Fokus wird dazu erst beim halben Drücken auf den Auslöser per Stellmotor im Linsensystem umgesetzt bzw. beim Loslassen zurückgestellt. Warum so ein halb-automatisches System, was keinen Nutzwert hat? OK, es ermöglicht im AUTO Modus eine fixe mittlere Entfernung anzufahren unabhängig vom eingestellten Wert, was aber auch seltsam wirkt. Als ob das Autofokus Modul nicht zum Termin fertig wurde oder den Kostenrahmen für das erste Modell gesprengt hätte. So wie der fehlende Kunstlederbezug des Rückteils. Das ist natürlich alles Spekulation, aber ich darf das hier.

Trotz diese kritischen Blicks sollte in all meinen Posts bisher klar geworden sein: ich mag die 17. Aber es reicht womöglich nicht für eine feste Bindung oder intensive Nutzung in der Zukunft. Bei der Durchsicht meines ersten Berichts vor zwei Monaten kann ich nun festhalten, dass mein damaliges Zwischenfazit eigentlich schon das vorweggenommene Resümee war. Alles was ich damals geschrieben habe, sehe ich auch heute noch so. Ergänzt um die Gewissheit, dass die Bildergebnisse im Hinblick auf das kleine Halbformat sehr gut sind. Sie sind auch viel besser als die Ergebnisse aus manch alten Kompaktkamera wie die Ricoh FF-1, die ich noch im Bestand habe.

Die PENTAX 17 bleibt eine Einsteiger-Kamera für schnelle Schnappschüsse und einigen ungewöhnlichen Design Entscheidungen. Sie macht Spaß, sie motiviert zu Fotos im Hochkant Format. Sie macht analogen Film fühlbar, verzichtet aber darauf, den Anfänger an grundlegende Parametern wie Zeit und Blende in Zahlen heranzuführen. Die Schwächen bei der gefühlten Wertigkeit aufgrund mancher Materialien hätte nicht sein müssen, hier hat Ricoh leider ein wenig gepatzt. Dennoch verdient sich die PENTAX 17 ihren besonderen Platz in der Ahnengalerie als die erste, neu konstruierte Filmkamera der Marke nach 20 Jahren Ruhezeit.

Meine 17 steht mittlerweile bei eBay zum Verkauf. Vielleicht muss diesen Artikel später noch ein wenig umschreiben, falls ich sie nicht für einen akzeptablen Preis verkauft bekomme. Denn zum Verramschen wäre sie mir doch zu schade, gerade mit der coolen pastellblauen Belederung. Mal schauen, der Countdown läuft …

Post Scriptum

Das letzte Foto (nicht mehr) meiner PENTAX 17

Jetzt ist es geschehen. Die Kamera ist verkauft und versendet. Ich wünsche dem neuen Besitzer viel Spaß mit der 17 und viele gute Fotos. Ein wenig traurig bin ich jetzt schon. Den Verkaufserlös lege ich mal zurück. Der wird sicher wieder in neues (oder altes) Analoges investiert. Vielleicht endlich doch eine LX, die in meiner Sammlung fehlt. Oder vielleicht für die Anzahlung einer neuen analogen Kamera – nennen wir sie der Einfachheit einmal PENTAX 35 – im nächsten Jahr?

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