PENTAX KP ++ Die „Limited“ Kamera im Praxistest
Das wird für mich kein einfacher Blog Beitrag. Das fängt schon mit dem Titel an. Ich habe anfangs überlegt, mit den Buchstaben K und P zu spielen … Die neue PENTAX KP. Das Kraft-Paket. Oder die Kompakte fürs Prestige? Oder … lassen wir das. Letztendlich habe ich mich für einen einfachere Überschrift entschieden. Warum Limited-Kamera sollte zum Ende des Berichts klar sein. Ich habe im vergangenen Monat versucht, die KP möglichst oft im Alltag „dabei“ zu haben, ganz dem Ricoh Marketing verpflichtet, die sie als treuen Begleiter, leicht und kompakt, bewirbt.
Ich gebe es direkt zu, die Pentax KP hat es mir zunächst nicht einfach gemacht, unser Verhältnis in den ersten Tagen war … distanziert. Es funkte einfach nicht so richtig zwischen uns. An der äußeren Erscheinung lag es nicht, ganz im Gegenteil. Ich mochte den kantigen Retro-Stil der Kamera von Beginn an. Schuld war wahrscheinlich eine voreingenommen Erwartungshaltung, dazu gleich mehr.
Vorgeplänkel
Nach Ankündigung der Kamera Ende Januar gab es in meiner Wahrnehmung insbesondere drei Themen, die in den ersten Tagen kontrovers im Netz diskutiert wurden. Kann sie als Nachfolger der K-3 II gelten, markiert sie somit das neue PENTAX APS-C Spitzenmodell? Wie kompakt ist die neue Kamera wirklich? Und was leistet der neue Sensor mit der „einzigartigen Spitzenempfindlichkeit“ (Zitat von der Ricoh Homepage) von ISO 819.200? Das waren die Fragen, die mir in meiner Zeit mit der KP im Hinterkopf herumspukten, und mir vielleicht den Spaß ein wenig gedämpft haben. Denn der gesunde Menschenverstand kann schon vorab alles beantworten, ohne dass man die Kamera jemals in die Hände bekommen muss.
HD 20-40mm Objektiv als standesgemäßes Zoom
Von den absoluten Ausmaßen ist die KP natürlich kompakt, aber eben nicht kompakter und leichter als andere PENTAX APS-C Modelle der Vergangenheit. So sehe ich im Vergleich zu meiner K-5IIs (camerasize Link) keine großen Unterschiede, nur dass letztere aufgrund des ausgeprägten Haltegriffes mir wesentlich besser in der Hand liegt. Wer einen direkten Nachfolger zur K-3II erwartet hat, wird eventuell enttäuscht sein, denn die KP muss aufgrund ihrer Größe zwangsläufig Kompromisse machen und verzichtet auf manch lieb gewonnenes Merkmal wie die eigene ISO-Taste, das obere Display, den zweiten SD Kartenslot, die GPS Funktion (dafür gibt es wieder einen Blitz) und den Akku mit höherer Kapazität.
Und es war auch verwegen zu glauben, das Pentax jetzt von Sony exklusiv einen neuen Wunder-Sensor erhalten würde, der signifikant bessere High-ISO Leistungen zeigen und mit dem Vollformat-Sensor einer K-1 aufschließen könnte. Allerdings hat Ricoh hier wohl sehr geschickt in der Aufbereitung der Rohdaten nachgearbeitet, dazu dann später mehr.
Bevor ich jetzt genauer in die Details gehe und von meinen Eindrücken von der KP berichte, ist es mir zunächst ein Bedürfnis, das Offensichtliche noch einmal klarzustellen: das hier ist mein privater Blog. Hier schreibe ich meine privaten Sichtweisen, hoffentlich fair und nachvollziehbar, aber immer subjektiv. Ich bin Hobby-Fotograf, mit Vorlieben und Vorbehalten, ohne Anspruch, es anderen Recht machen zu müssen. Ich bin insbesondere kein professioneller Tester, der umfänglich alle Aspekte einer Kamera beschreiben und vergleichen sollte. Und ich schreibe hier nur meine persönlichen Eindrücke. Und das nur zu den Kamera-Funktionen, die mich interessieren, die ich in der Praxis auch einsetze.
Aufnahmen im JPEG-Format oder Videos sind für mich ohne Belang, habe ich an der KP auch nicht ausprobiert. Ebenso wenig wie HDR oder die Pixel Shift Auflösung (in der Annahme, dass diese wie bei anderen Pentax Modellen funktioniert) oder anderen Sonderfunktionen. In erster Linie ist für mich das Handling der Kamera für die einfachen Standard-Aufgaben wichtig.
Erste Begegnung
Der erste Kontakt mit der KP im realen Leben verlief zunächst sehr erfreulich. Das kantige Gehäuse mit seinem Retro-Design weiß zu gefallen. Außergewöhnlich klein kam es mir aber nicht vor, insbesondere wenn ich mit den mir bekannten Bodies wie den K-5 Modellen, oder K-S2 (camerasize Link) oder K-70 (camerasize Link) vergleiche. Bevor es dann aber mit dem Betasten und Ausprobieren losgehen konnte, galt es die erste Innovation der KP im wahrsten Sinne des Wortes in den Griff zu bekommen. Nämlich den selbigen aus einer Auswahl von drei Modellen auszuwählen und mit einem Inbusschlüssel am Gehäuse zu montieren.
Die Griffe sind alle hübsch anzusehen. Die beiden kleineren belassen das vordere, senkrecht stehende Einstellrad (welches auch problemlos trotz der aufrechten Stellung zu bedienen ist) komplett frei, während der am meisten ausgeprägte Griff nur die obere Hälfte herausragen lässt und die untere verdeckt.
Leider kann ich mit keinem die Kamera sicher halten.
Leider musste ich für mich feststellen, dass ich die Kamera mit keinem der drei Griffe besonders komfortabel halten konnte, wie ich es sonst von PENTAX DSLRs gewohnt bin. Am ehesten passte noch der große Griff, aber sobald eine etwas größere Optik am K-Bajonett der Kamera hing, fand ich das Halten wenig komfortabel. Bereits das Limited Zoom HD 20-40mm, was Ricoh mir mitgeschickt hatte, ist für mein Empfinden aus Sicht der Handhabung schon an der Grenze des Komfortablen. Diese Einschätzung hat sich auch nach vier Wochen Nutzung nicht geändert. Aber OK, wer schön sein will, muss auch ein wenig leiden (lassen).
Allgemein bin ich ratlos bei System-Kameras (auch ohne Spiegel), wenn am Griff gespart wird, zumal die Objektive dann doch nach vorne wieder auftragen und den vermeintlichen Vorteil eines flachen Griffes ad absurdum führen. Ich sehe aber durchaus den ästhetischen Wert flacher Lösungen. So gesehen verbuche ich die austauschbaren Griffe der KP als nette Marketing-Idee, die für mich aber keinen ergonomischen Vorteil bringt.
Smart, Smarter, Smart-Funktionen
die Belegung auf drei Stellen konfigurierbar.
Die Bedienelemente auf der Oberseite hat Ricoh bei der KP im Vergleich zu älteren APS-C Modellen umgestaltet. Leider fehlt der KP (wie auch der K-70) eine eigene Taste für die ISO Einstellung, was ich persönlich sehr bedauere – insbesondere in Kombination mit der grünen Taste, um auf Auto-ISO zu resetten. Stattdessen kann die ISO Verstellung als eine von drei benutzerspezifischen Plätzen auf dem neuen, von der K-1 bekannten Wahlrad für Smart-Funktionen gelegt werden.
Zusammen mit einem weiteren Daumen-Einstellrad zur Verstellung der gewählten Smart-Funktion kann dann sowohl ISO als auch Zeit und Blende über die beiden konventionellen Einstellräder vorne und hinten direkt ausgewählt werden. Klingt erst einmal sehr gut, aber leider fehlt eine Möglichkeit, wieder auf die Auto-Empfindlichkeit zurück zu stellen – oder ich kann diese Option einfach nicht finden (an der K-1 suche ich sie auch noch).
Neben der ISO Empfindlichkeit können für die drei individuellen Einstellungen C1, C2 und C3 des Smart Funktionsrads noch viele andere Funktionen belegt werden, z.B. die Belichtungskorrektur (wofür es aber neben dem Auslöser wie gewohnt eine eigene Taste gibt), Auflösung, Fokussierhilfe, Gitteranzeige usw. Dazu bietet die KP auf dem Funktionsrad noch Rastungen für HDR, AE (Belichtungsmessmethode) und CH/CL (Geschwindigkeit Serienaufnahmen) als fest beschriftete Optionen.
kann problemlos bedient werden.
Um ehrlich zu sein, habe ich mich bereits bei der K-1 nicht für die Smart-Funktionen bzw. den beiden neuen Rädern begeistern können. An meiner K-1 hab ich das Funktionsrad zumeist auf der 0 Stellung belassen, also deaktiviert.
Warum ist das so? Nun, für meinen Geschmack adressieren die Smart-Funktionen nur solche, die ich eh sehr selten benötige bzw. wenn ich sie brauche, dann auch über das INFO Menu schnell schalten kann. Oder die redundant über andere Tasten erreichbar sind. Für Belichtungskorrektur und ISO Empfindlichkeit erscheint die Verstellung über das dritte Einstellrad zunächst vorteilhaft, aber anders als in Kombination mit den dedizierten Tasten am Auslöser fehlt – wie eben schob beschrieben – die Kombination mit der grünen Taste als Rücksprung zur Automatik über die Smart-Funktion.
Jetzt habe ich aber bei der KP das Funktionsrad mit freien Plätzen zur Belegung, also was wählen? Ich habe mich dazu entschieden, C1 für die schnelle Verstellung der „Ansichtseinstellung draußen“ zu belegen. Diese unscheinbare, aber total nützliche Funktion erlaubt das schnelle Abdunkeln und Aufhellen der Live View Anzeige. An der K-1 habe ich sie auf die Raw/Fx1 Taste gelegt – bei der KP ist diese Option leider nicht mehr konfigurierbar, warum auch immer, daher meine Lösung über das Smart Einstellrad zum schnellen Verstellen.
Mehr als Smart
Auswahlschalter für den Aufnahmemodus
Die Einführung der neuen Bedienelemente für die Smart-Funktionen bedeuten für die KP Verzicht auf andere Bedienelemente, weil schlicht der Platz fehlt. Es gibt kein oberes Display mehr, und der für PENTAX typisch als Ring gestaltete Ein-Aus-Schalter ist im Vergleich zu allen älteren Modellen viel reduzierter ausgeführt. Auch fehlt ihm die Zusatzfunktion zum Abblenden. Eventuell wäre bei Verzicht der beiden Smart-Räder auch wieder Platz für eine explizite ISO Taste gewesen?
Nach soviel Gemäkel möchte ich ein neues Bedienelement hervorheben, was mir richtig, richtig gut gefallen hat. Anders als früher erfolgt die Umschaltung zum Live View und zum Video Modus nicht mehr getrennt, sondern über einen eigenen Aufnahmemodus-Auswahlschalter, welcher als Ring unterhalb des Smart Funktionsrads angelegt ist und drei Positionen anbietet zum Fotografieren über den optischen Sucher und Live-View, sowie für Video. Als Konsequenz dieser Schalterlösung bleibt die aktuelle Auswahl natürlich nach erneutem Einschalten erhalten. Klarer Pluspunkt!
Ebenfalls auf der Habenseite sehe ich das bewegliche Display. Ich mag dieses einfache Klapp-Hoch-Klapp-Runter, und favorisiere diese Mechanik klar über den sonst so verbreiteten Schwenk-Dreh-Mechanismus, wie er auch in der K-70 verbaut ist. Zwar ist letztere flexibler in der Anwendung, aber auch auffälliger (da zur Seite ausladend) und umständlicher in der Bedienung.
Scharfgestellt
Zum Autofokus mag ich nicht viel schreiben. Es gibt Berichte über einen erneut verbesserten AF, das kann ich weder abstreiten noch bestätigen. Er hat einfach zusammen mit dem HD 20-40mm Limited Objektiv funktioniert, welches ich hauptsächlich eingesetzt habe. Zum Objektiv schreib ich später noch ein paar Sätze. Meine Motive waren zumeist statisch. Wenn es einmal rasant zuging, habe ich aus alter Gewohnheit vorfokussiert, auf manuelle Scharfstellung umgestellt und im richtigen Moment ausgelöst. Den kontinuierlichen AF habe ich erst gar nicht probiert, hier gab es auch im Vorfeld keine Berichte über Verbesserungen.
Was mir wohl aufgefallen ist, wie klein die Autofokus Felder im Sucher im Vergleich zur K-1 oder meiner K-5IIs erscheinen. Das ist nicht als Kritik gemeint, es war nur einfach ungewohnt. Letztendlich implementiert die KP das sogenannte SAFOX XI System mit 27 AF-Feldern, welches auch bereits in den K-3 Modellen seine Arbeit verrichtet. Vielleicht weniger flott als bei der Konkurrenz, aber sehr zuverlässig bei sich nicht bewegenden Zielen.
Wie bei der K-1 verzichtet die KP auf einen definierten Druckpunkt beim Übergang des Scharfstellens zum eigentlichen Auslösen. Daran habe ich mich mittlerweile gut gewöhnt und sehe dies nicht als Nachteil. Meine Vermutung war und ist, dass Ricoh den Druckpunkt abgeschafft hat, um noch mehr das Risiko zur Verwacklung im Moment des Auslösens zu senken. Der Gedanke kann aber auch Quatsch sein. Auf jeden Fall passt das Gefühl beim Auslösen gut zum Retro-Charme der Kamera.
Verschlusssache
Es gibt noch eine Neuerung, die es bisher in keiner anderen PENTAX DSLR gibt, nämlich den elektronischen Verschluss (ES) zur Realisierung sehr kurzer Aufnahmezeiten. Zwar hat die K-1 schon mit einem Firmware-Update den elektronischen Verschluss eingeführt, nutzt diesen aber nur im Live-View zur Verminderung von Erschütterungen und Geräuschen. Diese entstehen in einer Spiegelreflex Kamera zwangsläufig durch mechanische Bewegung von Spiegel, Verschluss und Blende. Ohne Implementierung eines elektronischen Verschlusses bedeutete dies in der Vergangenheit für den Live View, dass Spiegel und Verschluss erst einmal wieder geschlossen werden mussten, um für die Aufnahme per konventionellen, mechanischen Verschluss aufnahmebereit zu sein. Dies dürfte dann auch die Erklärung für die vielfältigen Geräusche beim Auslösen im Live View sein.
Mit Einzug des elektronischen Verschlusses vereinfacht sich der Vorgang, denn es gilt nun, im Live View nur noch die mechanische Blende zu schließen. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum die Funktion etwas verwirrend im Deutschen mit „Blendenmodus-Auswahl“ bzw. „Elektronische Blende“ übersetzt wurde? Nach einer kurzen Karenzzeit, in der die Erschütterungen des Abblendens abklingen können, wird der Sensor für die vorgesehene Belichtungszeit ausgelesen. Einen verständlichen (wenn auch nicht sehr in die Tiefe gehenden) Artikel über mechanischen und elektronischen Verschluss habe ich hier bei Prophoto gefunden.
Die KP geht nun einen Schritt weiter und bietet die Funktion auch für den normalen Foto-Modus an, bei dem das Bild mit dem Blick durch den optischen Sucher komponiert wird. Der Ablauf fühlt sich ähnlich an wie beim traditionellen mechanischen Verschluss – und er beginnt auch gleich nach Drücken des Auslösers: der Spiegel klappt hoch, die Blende schließt sich nach Vorgabe. Anstatt aber nun die Aufnahmezeit allein über das Öffnen und Schließen des ablaufenden Lamellen-Schlitz-Verschluss zu bestimmen (der bei kurzen Zeiten sogar sich nur einen Spalt öffnet und über die Sensorfläche wandert), öffnet sich beim ES der Verschluss komplett. Das Auslesen des Sensors erfolgt dann rein elektronisch, und nicht mehr über die mechanische Steuerung des Lichteinfalls. Die KP ermöglicht in dieser Betriebsart Belichtungszeiten bis runter auf 1/24000 Sekunde, während der mechanische Schlitz-Verschluss nur 1/6000 schafft.
Warum sollte dann nicht immer die Funktion des elektronischen Verschlusses eingeschaltet sein? Zum einen sind Aufnahmen von sich schnell bewegenden Objekten im Bild für den elektronischen Verschluss des CCD-Sensors problematisch (Stichwort Rolling-Shutter-Effekt), zum anderen gibt es einige funktionale Einschränkungen. In erster Linie steht die für die Freihand-Fotografie so wichtige Shake Reduction nicht mehr zur Verfügung. Auch dauert der eigentlich Vorgang der Aufnahme länger als bei der mechanischen Variante. Der elektronische Verschluss kommt quasi zum mechanischen Verschluss noch zusätzlich „oben drauf“, inklusive Rüstzeiten. Auch gibt es keine Vorteile bezüglich der Geräuschentwicklung oder Dunkelzeiten während der Aufnahme wie bei spiegellosen Systemen, denn die KP ist eben eine klassische Spiegelreflexkamera mit beweglichen Klapp-Spiegel, der das Licht entweder in den optischen Sucher oder für die Aufnahme auf den Sensor lenkt.
Wie auch immer, die Umsetzung des elektronischen Verschlusses ist in der KP ein echter Gewinn. Ich wünschte sie mir so auch für die K-1, befürchte aber, dass Belichtungszeiten unterhalb der mechanisch möglichen 1/8000s der K-1 nicht per Firmware-Update nachgerüstet werden können aufgrund des verwendeten Sensors. Dieser scheint der gleiche wie in der Sony Alpha 7R, die leider auch keinen schnellen elektronischen Verschluss anbietet.
Rauschen verboten
Ich komme zum letzten Kapitel dieser Schau der PENTAX KP. Zur Bildqualität im Allgemeinen mag ich nicht viel schreiben. Wie schon aufgrund der Erfahrungen mit der K-70 zu erwarten war, dienen die DNG Rohdaten aus dem APS-C Sensor als hervorragendes Ausgangsmaterial für die Entwicklung. Interessant wird die Sache bei hohen ISO Werten, schließlich wurde hier im Vorfeld kräftig die Werbetrommel geschlagen. Eine Top-ISO-Empfindlichkeit von 819.200 sind eine Ansage. Die klingt für mich genauso absurd wie die wahnsinnigen ISO 1.640.000 einer Nikon D500 (Imaging Resource zeigt einen einen direkten Vergleich mit dem Nikon APS-C-Top-Modell, der in meinen Augen klar zugunsten der KP ausgeht). Auch ist im Netz von einer Bildqualität zu lesen, die mit der einer K-1 konkurrieren könne.
Welcher Sensor nun konkret in der KP sein Werk verrichtet, konnte ich nicht recherchieren. Imaging Resource vermutet in seiner Pentax KP Technical Info eine Weiterentwicklung des Sony-Sensors, der in der K-70 seine Arbeit verrichtet. Es wäre auch unrealistisch zu glauben, dass jetzt Sony einem Mitbewerber (wenn dieser auch sehr klein ist) exklusiv einen neuen Wunder-APS-C-Sensor zur Verfügung stellt.
Aber die Ergebnisse beeindrucken dann doch. Scheinbar hat es Ricoh/PENTAX wieder einmal geschafft, alles aus dem Sensor herausholen zu können, was möglich ist. Bei Betrachtung der High-ISO-Aufnahmen drängt sich der Verdacht auf, dass die Raw-Daten nicht ganz so roh bleiben, sondern eine Entrauschung und Aufbereitung erfahren, bevor sie ihren Weg als DNG auf die Speicherkarte finden.
Insbesondere beim Vergleich mit Testbildern mit der K-1 ab ISO 6.400 bilde ich mir ein zu erkennen, dass das Farbrauschen rausgerechnet wurde, ein wenig zu Lasten von Details. Dies ist aber in meinen Augen unglaublich gut gemacht, so dass für meinen Geschmack selbst Fotos bis ISO 12.800 oder 25.600 skaliert auf Full-HD Darstellung eines Monitors oder Fernsehers funktionieren können. Das ist wirklich ein beachtliches Ergebnis. Sie kann sich damit auf jeden Fall von der K-70 absetzen, erst recht aber von den K-3 Modellen, wenn ich mir die Raws im DPReview Image Comparsion Tool anschaue. Hier mal Links für den Vergleich zwischen den PENTAX Modellen KP, K-70, K-3II und K1 für ISO 1600, 6400, 51200 und 204800.
Für den Vergleich mit der K-1 habe ich zusätzlich eigene Testaufnahmen mit gleichem Bildausschnitt gemacht. Die Fotos wurden alle in Lightroom importiert und mit gleicher Auflösung (der KP) erneut exportiert ohne Nachzuschärfen. Für die Raw Entrauschung waren die moderaten LR Standardwerte gesetzt, die in der Regel keine subjektiv sichtbaren Details kosten. Auch hier haben mich die Ergebnisse der KP beeindruckt. Bis ISO 6400 sehe ich für mich keine relevanten Differenzen, was das Rauschverhalten betrifft. allerdings schafft es die K-1 in dunklen Bereichen mehr Details zu zeichnen.
Bei höheren ISO Werten läßt die K-1 mehr Luminanzrauschen zu, die im DNG der PENTAX KP unterdrückt erscheinen. Insbesondere dunkle Bereiche wirken zunehmend durch scheinbare Entrauschung geglättet. Ab ISO 51.200 wirken die KP Raws sogar kontrastreicher und in den Farben satter, aber weiterhin zu Lasten von Details. Spätestens jetzt scheint klar, dass Ricoh die Rohdaten in der KP irgendwie nachbereitet (vermutet auch DPReview, wie ich jetzt gelesen habe). Und das in einer überzeugenden, immer noch defensiven Art und Weise, wie ich es auch beim Entrauschen in der Nachbearbeitung am PC selbst nicht anders versuchen würde.
Im Ergebnis kommt die KP wirklich nah an die Möglichkeiten der K-1 heran, diese liefert aber mit ihren 36 Megapixel Auflösung immer noch mehr Details. In Bezug zum Dynamikumfang wage ich keine Aussage, vermute aber die K-1 hier auch weiter vorne, weil es aufgrund des größeren Sensors mit geringerer Pixeldichte nicht anders sein kann (darf).
Das passende Objektiv
Passend zum Ansatz der Kamera, das kompakte, optische Design in den Vordergrund zu stellen, kommen besonders die kompakten Limited Objektive als standesgemäßes Glas für die KP in Frage. Zudem sind sie sehr leicht und lassen daher meine Probleme mit der Griffigkeit der Kamera vergessen.
Als einziges Zoom in der Limited Reihe gibt es seit 2013 das HD Pentax-DA 20-40mm f/2.8-4 Limited DC WR. Das Objektiv gehört zu den wenigen DA Linsen, die ich zuvor noch nicht ausprobiert habe. Der wertige Auftritt passt sehr gut zur KP, auch wenn ich das Objektiv an dieser Kamera für den Alltag ein Ticken zu groß und schwer empfinde. Das ist aber nichts, was ich dem Objektiv ankreiden möchte.
Ein zweifach Zoom mit 20 bis 40mm Brennweite gibt sich in Bezug auf einen flexiblen Bildwinkel natürlich sehr bescheiden. Aber es deckt die wichtigsten alltäglichen Bereiche ab, vom leichtem Reportage-Weitwinkel bis hin zum leichtem Porträt-Tele. Die Lichstärke ist variabel von Blende 2,8 bis 4, was gerade für die Porträt-Stellung bei 40mm ein wenig schade ist. Das Limited-Zoom ist somit kein Lichtriese, aber das sind ja die (HD) DA Limited Primes auch nicht.
Vom Brennweitenbereich könnte das 20-40er gut ein 21mm, 35mm und 40mm Limited ersetzen. Die Naheinstellgrenze liegt bei 28 Zentimeter, das ermöglicht einen Abbildungsmaßstab von 1:5 und konkurriert natürlich nicht mit der Makro-Eigenschaft des 35er Limited. Anders als die Limited Primes hat das Zoom einen DC-Motor für einen leisen (nicht aber unbedingt flotten) Autofokus und ist abgedichtet (WR).
Die Bildergebnisse sind sehr kontrastreich, mit der für PENTAX typischen Farbanmutung und Zeichnung. Dazu erscheint das Objektiv wenig empfänglich für unschöne Reflektionen (Flares) im Gegenlicht der Sonne. Und auch Farbsäume sind nur mit der virtuellen Lupe bei Offenblende zu finden. Der subjektive Schärfeeindruck geht in Ordnung, in der Tele-Einstellung vielleicht ein wenig schwächer als am kurzen Ende. Ein Randabfall der Schärfe ist vorhanden, aber nicht dramatisch und durch Abblenden schnell in den Griff zu bekommen. Insofern liegt alles im grünen Bereich, das Glas erfüllt die Erwartungen an ein modernes Zoom Objektiv, auch wenn der Autofokus nicht zu den flottesten Vertretern gehört. Dazu kommt das extrem elegantes Metall-Gehäuse, welches sehr gut zum Retro-Charakter der KP passt.
Abschlussgedanken
Trotz anfänglicher Dissonanzen bezüglich der Bedienung habe ich mit der KP gerne fotografiert. Sie wird von PENTAX positioniert (und auch so von der Presse hofiert) als kompakte DSLR im gefälligen Retro-Design und mit einer herausragenden Bildqualität im High-ISO Bereich. Dazu ausgestattet mit bekannten PENTAX Tugenden und aktueller Technik wie Pixel-Shift und elektronischen Verschluss. Für eine DSLR mit Klapp-Display ist sie in der Tat kompakt. Sogar so kompakt, dass Ricoh den Bindestrich zwischen K und P weggelassen hat. Aber auch so kompakt, dass sie für meine Hände nicht bequem zu halten war. Dafür ist in erster Linie das Design der austauschbaren Griffe verantwortlich, die alle schön anzuschauen sind, von denen aber keiner mir so richtig gepassst hat.
Dass Kompaktheit und gute Handhabbarkeit keinen Widerspruch darstellen, haben schon viele PENTAX Modelle der Vergangenheit gezeigt, zuletzt die K-70, und auch meine K-5IIs spielt von den Dimensionen in der gleichen Liga mit. Die Einstellräder der Smart-Funktionen sehe ich unter dem Gesichtspunkt kritisch – wenn der Platz eng wird, hätte ich auf diese Bedienelemente zugunsten anderer verzichtet. Lichtblick war für mich der neue Umschalter für den Aufnahmemodus Foto, Live-View oder Video.
Die Bildqualität steht über diesen Dingen, sie ist bei der KP herausragend, gerade wenn das Licht ausgeht. Sie macht Laune auf einen wirklichen K-3II Nachfolger, der vielleicht weniger schick sein muss als eher ein kompromissloses Werkzeug für die Outdoor-Fotografie mit APS-C Sensorformat – so wie es die K-1 für das Vollformat heute ist. Dann bitte auch wieder mit GPS, einem zweiten Kartenslot, den größeren Akku, mit mehr Buffer-Speicher bei Serienaufnahmen, mit einem ergonomischen Griff für größere Objektive, und mit allem, was den Ricoh Ingenieuren noch so Sinnvolles einfällt. Dann mag ich auch wieder die Smart-Funktionen, aber nur wenn die ISO Taste nicht wegrationalisiert wird.
Mein persönliches Fazit: die PENTAX KP spielt gekonnt die Rolle der eleganten Diva im PENTAX Programm. Noch nie hat ein Gehäuse so gut zu den Objektiven der Limited Reihe gepasst, quasi der passende Limited-Body. Dann darf auch das ambitionierte Preisschild (aktuell 1300 EUR) nicht abschrecken. Schönheit hat halt ihren Preis.