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Neue Film Nostalgie ++ OptiColour 200 für Kleinbild im Kurztest

Es tut sich was am Filmmarkt. Es gibt einen komplett neuen (und nicht nur einfach umgelabelten) Farbfilm aus Deutschland, entwickelt und gegossen von der InovisCoat und vertrieben von Optik Oldschool.  Aufmerksam geworden bin ich auf dem Film durch einen Hinweis beim Fotowalk in Nijmegen, den Urbanfilmlab Anfang Juni veranstaltet hatte. Eine kurze Recherche führte mich zu einem Artikel bei PetaPixel, der letztendlich den Original Blog Post von Optik Oldschool aufgreift.

Ich dachte mir nach Sichtung der Beispielfotos: DEN Film will ich im Sommerurlaub in Wales mit der PENTAX 645 schießen. Kurzentschlossen (oder Kurzschluss-artig) habe ich mir einige Rollen für 35er und 120er Format bestellt. Letzte Woche hatte ich die Gelegenheit, zunächst zwei Kleinbild Filme im Salzkammergut am Wolfgangsee zu belichten, wo ich mit meinem Sohn eine Woche auf Hüttenwanderung unterwegs war. Die Ergebnisse sind zum Glück bereits diese Woche eingetroffen (ein großes Dankeschön an Tobi von Urbanfilmlab), und die möchte ich mit Euch in diesem Post teilen. Als Kamera kam meine MZ-5n mit der SMC F 35-70mm Optik zum Einsatz.

Der OptiColour 200 ist noch im „Preproduction“ Status, also noch nicht ganz für die endgültige Produktion finalisiert. Man erkennt auf den Fotos auch einige Fehler, die durch diesen Umstand zu erklären sind und auch von Optik Oldschool nicht verschwiegen werden. Der neue Film teilt sich die Emulsion mit dem angekündigten Wolfen NC200, der aber noch nicht am Markt erhältlich ist und sich deutlich von den NC400/500 Filmen unterscheiden soll. Der OptiColour hat nun eine orange-farbene Base erhalten statt der grünlichen wie beim NC500, was nach Aussage von Optik Oldschool beim Digitalisieren bessere Ergebnisse verspricht.

Was zeichnet den Film nach Betrachtung der Kleinbild Resultate aus meiner Ansicht aus?

  • Die Farbdarstellung wirkt auf mich leicht entsättigt mit einem Hang zum „Schmuddeligen“ im positiven Sinne.
  • Insbesondere die Grüntöne kippen ins Bläuliche, insgesamt eher eine kühle Abstimmung.
  • Das Korn für einen ISO 200 Film ist nicht besonders fein (wobei ich aktuell auch nur die kleinen Scans vorliegen habe – sobald ich die Negative hier habe, werde ich selbst noch einmal mit der DSLR hochauflösend „scannen“).
  • Hauttöne erscheinen mir neutral und stimmig.
  • Es gibt einen sichtbaren Halation-Effekt bei Reflektionsflächen, der aber dezenter erscheint als ich ihn vom CineStill 800 kenne.
  • Hin und wieder sind Bildfehler wie großflächige rote Schleier oder kleinere rot-grüne Punkte zu finden.
  • Insgesamt dominiert eine nostalgische Anmutung (Retro-Look), der Film ist keineswegs neutral oder technisch perfekt abgestimmt.

Um ehrlich zu sein, arbeite ich noch an meiner Meinungsbildung. Für ein Fazit ist es viel zu früh nach nur zwei Rollen, und die zumeist im gleißenden Sonnenlicht. Die Farbanmutung ist speziell, wenig neutral und bedient in meinen Augen einen nostalgischen Bildlook, den ich mag und an Bilder aus Familienalben der 70er und 80ern erinnert.

Die Beispielfotos vom OptiColour 200 im Netz finde ich richtig gut. Auch von meinen eigenen Ergebnissen mit Kleinbild mag ich die meisten. Der Look erinnert mich auch an meine wenigen Fotos aus der digitalen Fujifilm S-10, bei der ich die Filmsimulation Classic Negative eingesetzt habe.

Für den gedachten Einsatz im Sommerurlaub mache ich einen Rückzieher. Meine OptiColour Rollen sind alle aus der Preproduction Serie, d.h. es gibt manchmal Materialfehler, und diese habe ich auch auf meinen Kleinbild Aufnahmen aus den Bergen ab und an bemerkt. Besonders beim 120er Format kann es Probleme geben, wie Optik Oldschool selbst auf ihrem Blog schreibt. So gibt es eine Neigung zu Fat Rolls und damit besteht die Gefahr für ungewollte Lichtlecks nach Entnahme des Films aus der Kamera.

Obwohl ich also die Resulte vom Kleinbild wirklich gut und passend für Landschaftsaufnahmen finde, werde ich das Risiko jetzt nicht eingehen, sondern im Urlaub auf den Gold Standard setzen. Vielleicht probiere ich eine 120er Rolle auf der Reise, aber die restlichen OptiColours Filme dürfen im Kühlschrank auf meine Rückkehr warten. Die Tatsache, dass wie mit dem OptiColour 200 überhaupt eine weitere Alternative für Farbfilm – und zwar eine vielversprechende – erhalten, feiere ich wirklich. Und ich bin gespannt auf den finalen Film, der hoffentlich die aktuellen kleinen Probleme löst.

4 Kommentare

  1. Moin Dirk.
    Den kannte ich ja nun gar nicht und mir gefällt er ebenfalls. Ja etwas kühl aber stimmig finde ich. Das wäre ja was, ein neuen Farbfilm aus D. Habe nur durch Zufall hier bei dir reingeschaut. Vielleicht kannst du beim nächsten mal bei den Pentaxians einen link dalassen wenn du wieder einen Film testest? Ich würde mich freuen.

    Gruß Olav

  2. Stark. Danke für den Beitrag. Allein beim Blick
    Auf die Farben dachte ich: sieht ähnlich dem neuen Orwo aus und siehe da scheint ja technische Gemeinsamkeiten zu haben.

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