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Golden Wales ++ Mit Film und Sensor durch das grüne Herz Britanniens

Die letzten Jahre hatten wir die Sommerferien immer in Südeuropa verbracht, zuletzt auf Korsika und in der Toskana. In Anbetracht der besonders hohen Temperaturen im letzten Jahr haben wir dieses Jahr ein nördliches Ziel auserkoren. In guter Erinnerung an unseren Besuch von Südengland im Frühjahr 2024 sollte es diesmal nach Wales gehen. Zur Vorbereitung hatte meine Frau mir zum Geburtstag bereits den Reiseführer Photographing North Wales mit dem vielversprechenden Untertitel The Most Beautiful Places to Visit geschenkt, der die Vorfreude aufs Fotografieren schon ordentlich anheizte.

Bereits früh in der Urlaubsplanung träumte ich davon, insbesondere die Landschaften bei intensiven Fototouren in aller Frühe oder zur Abenddämmerung vor allem auf 120er Farbfilm einzufangen. Zur Ehrlichkeit gehört dazu: so richtig frühes Aufstehen ist gar nicht so mein Ding. Und obwohl ich bereits im dritten Jahr hintereinander wieder intensiv analog fotografiere, nutze ich parallel weiterhin meine digitale K-1 und die kleinen Ricoh GR Kameras für das Gros der Urlaubsfotografie – zur Risikominimierung und weil der digitale Output oft meiner Familie (und manchmal auch mir) gefälliger erscheint.

Die beiden folgenden Bilder zeigen meine analoge und digitale Ausrüstung für den Wales Urlaub, die gerade so noch in den Fotorucksack gepasst hat. Eigentlich Wahnsinn, dass ich es einfach nicht schaffe, mich zu begrenzen. Vor Ort nehme ich natürlich immer nur pro Ausflug eine Auswahl mit, aber das ist jedes Mal ein Entscheidungsprozess, der vielleicht auch ein wenig Erholungswert kostet.

Dieses Jahr wollte ich den Schwerpunkt, wie oben bereits angedeutet, ein wenig verschieben: Familienschnappschüsse und kurze Ausflüge digital, aber wenn es die Umstände erlaubten die fotografisch ernsthafteren Aufnahmen dann mit der PENTAX 645 und eben Kodak Gold. Immerhin 10 Rollen waren im Gepäck für 150 bedachte Aufnahmen, und damit doppelt soviel Film wie noch in Südengland.

Ich warne schon mal vor. Das wird ein Monster Beitrag. Ich zeige viele, sehr viele Fotos, analog wie digital. Sogar Smartphone Bilder habe ich untergemogelt. Der Schwerpunkt sollte ursprünglich auf Film mit dem Kodak Gold liegen, um auch den Post Titel zu rechtfertigen. Das ist vielleicht nicht ganz gelungen. Der Artikel ist für mich persönlich eine Art Aufarbeitung des Urlaubs, fast wie ein Urlaubsalbum, allerdings ohne die persönlicheren Fotos und Portraits mit der Familie (die eigentlich die wichtigsten Aufnahmen sind). Der Text ist eher Beiwerk, um die verschiedenen Stationen zu benennen und zu verbinden.

Brecon Beacons

Los geht es in der Region Brecon Beacons, etwa eine dreiviertel Stunde entfernt von der Hauptstadt Cardiff ganz in Süden von Wales. Hier dominieren sanfte Hügel und Wasserfälle. Für die ersten drei Nächte hatten wir zwei Zimmer über einem Pub mit dem schönen Namen The Rheolau Arms in dem kleinen Dorf Abercrave gebucht. Hier gab es am ersten Morgen auch gleich das besondere kulinarische Erlebnis eines britischen Frühstücks.

Am Anreisetag zwinkerte uns noch die Sonne zu, nur um sich dann für die nächsten Tage zu verabschieden. An Tag 1 bei unserer ersten Wanderung auf die dritthöchste „Erhebung “ in Wales, dem Pen Y Fan, überraschte uns neben zahlreichen Schafen auch die ersten Wildpferde – und ein heftiger Hagelschauer.

Brecon Beacons ist auch bekannt für seine vielen Wasserfälle. Die Wochen vor unserem Urlaub im Juli gab es in Wales eine untypische Hitzeperiode wie unsere Wirtin erzählte. Die Flüsse und Wasserfälle führten weniger Wasser mit sich als gewohnt. Das zweite Foto mit dem vielen unscharfen Farn im Vordergrund erinnert mich an den ersten Schrecken dieser Reise. Ich hatte zunächst einige digitale Fotos meiner Familie am Wasserfall gemacht und leider meinen Fotorucksack nicht richtig geschlossen. Beim Hochheben fiel meine 645 heraus und stürzte mit dem Objektiv vorab aus einem Meter Höhe auf den Felsen. Auf den ersten Blick hatte nur die Optik eine tiefe Delle am Filterring abbekommen. Die Kamera und das 35mm Weitwinkel funktionierten noch. Ich habe mich so geärgert – und zugleich gefreut, dass ich noch weiter analog fotografieren konnte.

Tatsächlich habe ich in den drei Tagen nur sechs analoge Aufnahmen zustande gebracht. Obwohl ich die PENTAX 645 Ausrüstung immer mit herumgetragen habe, war mir das Auspacken oft zu beschwerlich.

Gower Peninsula

Weniger als eine Stunde von Brecon Beacons entfernt nach Westen, vorbei an Swansea, liegt die Halbinsel Gower. Das Hochland fällt vor allem an der Süd- und Westküste steil zum Meer ab und bietet dort wunderschöne Strände und Steilküsten. Unser Häuschen in einem kleinen Ferienpark lag relativ zentral auf der Insel. Unser erstes Ausflugsziel war die Three Cliffs Bay an der Südküste von Gower bei leichten Nieselregen. Nicht das Wetter, was wir uns gewünscht haben, aber irgendwie typisch für die Insel. Die namensgebenden Kliffe sind vom Strand her nur bei Ebbe erreichbar, auf den Weg dahin überquerten wir die Stepping Stones, die tatsächlich bei Google Maps als Sehenswürdigkeit ausgewiesen werden.

An der Nordseite von Gower liegt Whiteford Sands. Zum Strand führt ein wunderschöner Waldweg. Aufgrund des bescheidenen Wetters durfte ich diesen Ausflug alleine unternehmen, was im Allgemeinen der Fotografie zu gute kommt. Besonders das Foto im Wald mit seinem satten Grün und sanften Schärfeverlauf im Wald ist ein persönlicher 645 Favorit, aber auch die digitale K-1 Variante gefällt mir extrem gut.

Höhepunkt und Wegmarke zur Halbzeit der Wanderung ist nach Überquerung der Wiesen und Sanddünen der Whiteford Leuchttum, der nur bei Ebbe zu Fuß erreichbar ist.

Der letzte Tag in Gower belohnte uns endlich mit Sonne. Zum Glück hatten wir uns den schönsten Strand für diesen Tag aufbewahrt: Rhossili Bay (Beach) ganz im Westen der Halbinsel.

Hier konnten wir an dem Tag auch im Meer baden. Überraschenderweise war das Wasser gar nicht so kalt wie angenommen. Der feine Sandstrand fällt hier ganz sanft ins Meer ab, aber dennoch ist Vorsicht vor der Strömung geboten. Bei Ebbe gibt es das Gerippe eines alten Schiffes zu entdecken. Die Helvetia aus Norwegen war hier 1887 gestrandet. Das letzte Strandbild von Rhossili war dann leider auch das letzte Bild aus meiner PENTAX 645 von diesem Urlaub. Die Kamera verweigerte von nun an das weitere Auslösen. Ich vermute, dies war eine verspätete Folge des Sturzes am Wasserfall von vor drei Tagen.

Zum Glück hatte ich als analoges Backup noch die kleine Yashica Electro 35 MC im letzten Moment in die Fototasche geworfen. Die Yashica ist eine kompakte Kleinbild Sucherkamera mit 40mm f/2.8 Festbrennweite. Scharf gestellt wird manuell per Zonenfokus, also anders als ihre größeren Geschwister ohne Messsucher. Und ich hatte genau einen Kodak Gold 200 Film mit 36 Aufnahmen eingepackt, der für die restlichen zwei Wochen herhalten musste.

Aber noch einmal zurück zur Rhossili Bay. Nachdem der Schrecken der defekten 645 verarbeitet war, kehrten meine Frau und ich am Nachmittag noch einmal zu diesem Ort zurück. An der Spitze der Bucht liegt Worms Head, eine vorgelagerte Insel, die in der Form an einen Drachen erinnern soll und nur bei Ebbe besucht werden kann und darf. Die Herausforderung dieser Wanderung (ab und an auch Kletterpartie) ist das enge Zeitfenster, denn bei Flut ist der für sich schon anspruchsvolle Weg über scharfkantige Klippen vom Meer überspült und nicht mehr begehbar. Aber die Aussicht auf Worms Head entschädigt, auch wenn wir nicht bis zum Ende gelaufen sind.

Pembrokeshire

Unsere nächste Etappe war Pembrokeshire in Süd-Westen von Wales. Leider habe ich mich in den ersten Tagen mit der Yashica sehr zurückgehalten, so dass ich hier hauptsächlich Fotos zeigen „muss“, die mit dem digitalen Equipment entstanden sind. Den Anfang macht die Hafenstadt Tenby, in dem wir bei der Anreise einen kurzen Halt einlegten. Tenby ist ein sehr beliebter Ferienort mit Stadtstränden und touristischer Infrastruktur, vielen Bars und Hotels, dabei sehr angenehm und schön „pastellig“ anzuschauen. Allein wegen der hohen Dichte an einladenden Pubs lohnt sich hier sicher in eine Übernachtung einzuplanen.

Noch am Abend nach unserer Ankunft in unserem Ferienhaus in Steynton bei Milford Haven wollten meine Frau und ich das Meer wieder sehen und wir fuhren zum nahegelegenen Strand von Broad Haven (North), um ein paar Meter auf dem Küstenpfad zu laufen. Apropos Küstenpfad: egal wo an der Küste, überall findet sich ein Zugang zum Wales Coast Path. Dieser Fernwanderweg verläuft die gesamte walisische Küste entlang, beginnend bei Chepstow im Süd-Osten bis weit hinter Conwy im Norden, insgesamt über 1400 Kilometer lang.

Unser Ferienhaus … davon möchte ich auch ein paar Fotos zeigen, denn wir haben uns auf der Ford Farm so wohl gefühlt, dass wir noch am ersten Abend unsere Reiseroute umdisponierten, um an diesem wunderschönen Ort noch länger bleiben zu können. Die drei Schlafräume und Bäder lagen unten, während die offene Küche und der Wohnbereich unter dem Dach waren. Dazu kam ein großes Grundstück mit Teich und Kapsel-förmigen Gartenhaus und zutraulichen Hühnern. Höhepunkt war draußen ein mit Holzfeuer beheizter Whirlpool.

Pembrokeshire hat soviel zu bieten, viel zu viel für unseren (trotz Verlängerung) kurzen Aufenthalt von fünf Tagen. Ein Highlight war der Tagesausflug an die Südküste zu den Stack Rocks. Vom den Stack Rocks Car Park führt ein kurzer Weg zum Küstenwanderweg mit seinen spektakulären Ausblicken. Hotspots sind hier die Elegug Stacks sowie die Green Bridge of Wales, einer Kalksteinformation in Form einer Brücke. Mit meiner Familie hatte ich vereinbart, dass sie einige Meilen den Weg weiterlaufen sollten, während ich mir viel Zeit zum Fotografieren der Highlights mit Stativ und Filter nehmen durfte. Wer genau hinschaut: bei dem Foto der Felsbrücke ist ein Schattenselfie mit Pia integriert.

Nicht verpassen darf man die direkt an die Klippenwand erbaute, winzige St. Govan’s Chapel. Diese liegt wenige Meilen weiter östlich von den Stack Rocks am Küstenpfad, ist aber auch mit dem Auto erreichbar. Die Kapelle liegt unten wenige Meter über Meereshöhe und ist über eine Steintreppe erreichbar.

Am nächsten Tag war Regen angesagt, so dass wir uns für den Tagesausflug ein Ziel mit Dach über den Kopf gesucht haben, nämlich die eindrucksvolle St Davids Cathedral im Norden von Pembrokeshire. Aber ein Tag in dieser Gegend ohne Küste und Strand? Für uns nicht möglich, daher gab es noch einen kurzen Abstecher zur nahegelegenen Whitesands Bay, wo die Menschen dem schlechten Wetter im Meer trotzten. Wir haben lieber zugeschaut und den nächsten Badeaufenthalt verschoben.

Am nächsten Tag erinnerte ich mich wieder an meine kleine Filmkamera. In der Yashica wartete der Kodak Gold auf seine ersten Aufnahmen. Das Wetter beruhigte sich wieder, so dass wir am späten Nachmittag Marloes Sands im Südosten besuchten konnten. Wir hatten Glück, dass gerade die Ebbe eingesetzt hatte, so wir zwischen den Klippen spazieren (oder eher klettern) konnten.  

An unserem letzten Tag wanderten wir bei sonnigen Wetter im Naturschutzgebiet Stackpole mit den beiden Sandstränden Broad Haven (South) und Barafundle Bay. Hier gab es endlich wieder die Möglichkeit, im Meer zu baden und am Strand zu relaxen. Goodbye Pembrokeshire, hoffentlich komme ich mal wieder, vielleicht auf einer mehrtägigen Wales Coast Path Wanderung.

Eryri (Snowdonia)

Weil wir unseren Aufenthalt im Süden verlängert hatten, mussten wir das mittige Wales leider viel zu schnell an einem Tag passieren. Unser konkretes Ziel im Norden von Wales an diesem Tag: Isgoed, ein umgebautes ehemaliges Schulleiterhaus in dem kleinen Dorf Talsarnau. Wir hätten es uns nicht besser ausdenken können, aber dieses Anwesen war wie auch das in Pembrokeshire ein Glückstreffer, mit Wintergarten, super gemütlichen Zimmern und einer kleinen Terrasse hinter dem Haus.

Talsarnau selbst hat neben einem Pub und einer Werkstatt wenig zu bieten, liegt aber verkehrstechnisch sehr günstig für Ausflüge in die Hochebenen von Snowdonia oder die nahen Strände der oberen Cardigan Bay. In direkter Nähe liegt Porthmadog, ein kleines Städtchen mit guten Einkaufsmöglichkeiten und einer Bahnstation der Ffestiniog & Welsh Highland Railways.

Die Bergregion Snowdonia lehnt sich im Namen an den höchsten Berg von Wales an, dem Snowdon (walisisch Yr Wyddfa) mit 1085 Meter Höhe. Offizieller Titel der Region ist heute Eryri Nationalpark, aber der Name Snowdonia klingt doch einfach zu schön. Wir sind keine passionierten Wanderer und wollten zunächst ein Gefühl für die Herausforderungen der Region erhalten. Wir gingen es also langsam an und probierten am ersten Tag mit dem Croesor Circular einen moderaten Rundwanderweg auf mittlerer Höhe.

Am nächsten Tag sollte es der Snowdon werden, zumindest der halbe. Wir hatten nicht den Ehrgeiz, den Gipfel zu erklimmen, sind aber dennoch einen der Aufstiegspfade einige Kilometer gewandert. Der Watkin Path beginnt fast auf Meereshöhe und gehört zu den herausfordernden und anstrengenden Aufstiegen auf den Yr Wyddfa. Aber der Anfang ist nicht ganz so beschwerlich und führt an einem wunderschönen Wasserlauf mit kleineren Gefällen vorbei.

Etwas oberhalb der Ruine einer alten Wassermühle war unser Umkehrpunkt. Die eigentlichen 13 Kilometer Wegstrecke (einfacher Weg) haben wir so auf gemütliche 10 Kilometer (mit Rückweg) zusammengeschrumpft. Im Nachhinein finde ich es schon schade, dass wir nicht den Gipfel angepeilt haben. Aber dazu hätten wir auch früh am Morgen aufstehen müssen, was in diesem Urlaub für alle Familienmitglieder einfach nicht drin war.

Nach zwei Tagen Bergwelt war zu Halbzeit unseres Aufenthalts in Nord-Wales nun wieder Flachland und Strand angesagt. Die Region ist auch bekannt für ihren Schieferindustrie, Wales war im 19. Jahrhundert führend beim Abbau und Verarbeitung. Heute können noch alte Bergwerke wie die von uns gewählten Llanfair Slate Caverns besucht werden.

Nur wenige Auto-Minuten entfernt liegt Harlech mit seinem berühmten Kastell im Hang. Die Burg thront über das Land mit Sicht auf den Harlech Beach. Der feine Sandstrand verläuft hier kilometerlang mit Blick auf die Bergkette von Snowdonia. Etwas kurios: der Fußweg zum Strand führt durch den Royal St. David’s Golf Club inklusive Warnschildern vor querfliegenden Golfbällen.

Immer wieder vorgenommen, dann aber doch nicht umgesetzt: frühes Aufstehen zum Sonnenaufgang. Wir Fotografierenden wissen, dass das beste Licht eigentlich am frühen Morgen und den Nachmittagsstunden bis zum Abend vorherrscht, und eben nicht gegen Mittag. Aber ein frühes Aufstehen war nicht kompatibel mit den nachvollziehbaren Wünschen meiner Liebsten, im Urlaub ausschlafen und nicht vor 11 Uhr das tägliche Ausflugsprogramm starten zu wollen. Ich bin ehrlich: auch ich weiß einen langsamen Tagesbeginn im Urlaub zu schätzen. Aber heute war die letzte Gelegenheit, einen kurzen Abschnitt des Panorama Walk bei der Küstenstadt Barmouth am frühen Morgen zu erwandern. Ziel war ein hoch gelegener Aussichtspunkt, um die Mawddach Estuary zu fotografieren, wo der Fluß Mawddach in einer sehr breiten Mündung auf die See trifft. Die Sandbucht wird durchquert von der Barmouth Bridge aus dem 19. Jahrhundert, über die eingleisig die Eisenbahn den Fluss überquert.

Was wir bisher nicht wussten: das landschaftliche Highlight unserer Reise sollte noch kommen. Für das Ende unserer Woche in Snowdonia hatten wir uns noch einen Ausflug zum Schluss aufgehoben: die Rundwanderung um den Llyn Idwal, einen Bergsee nördlich vom Snowdon. Der Weg beginnt gemütlich am Ufer des Sees, wird dann aber anspruchsvoller und führt einige Höhenmeter hoch in Richtung Twll Du, der Teufelsküche. Dort ist eher kraxeln statt wandern angesagt, und wir mussten schon genau hinschauen, wo eigentlich der Pfad entlang läuft. Dafür belohnt der Aufstieg mit sensationellen Blicken in das Gletschertal.

Städtereisen

Jede Reise geht leider irgendwann zu Ende. Nach den vielen eindrucksvollen Erlebnissen in der Natur standen nun für eine gemächliche Rückreise einige Städte auf dem Programm. Bevor wir Snowdonia und unser liebgewonnenes Ferienhaus verlassen mussten, hatten sich die Kinder den Besuch des Anfield Stadiums gewünscht, der Heimat des FC Liverpools (und für uns Ältere der Beatles).

Klar, Liverpool liegt nicht in Wales, aber nahe an der Grenze im Nord-Osten zu England. Für die fast zwei Stunden Anfahrt war auch die Bereitschaft vorhanden, für einen Ausflug mal am frühen Morgen aufzustehen (zumal für den Stadionbesuch der Zeitslot schon reserviert und bezahlt war). Nach den fast drei Wochen in der walisischen Idylle wieder eine Großstadt zu erleben, war auch ein besonderes Erlebnis. Kleiner Fun Fact: in der Umkleidekabine von Liverpool verriet uns ein Guide hinter vorgehaltener Hand auf Nachfrage die neue Rückennummer von Florian Wirtz – vor der offiziellen Bekanntgabe drei Tage später. Und ein besonderes Highlight für mich: Gruppenbild mit Paul McCartney und seiner PENTAX Spotmatic.

Kurz vor der Rückreise am nächsten Tag besuchten wir Caernarfon, wo wir in unsere erste und auf dieser Reise einzige Burgbesichtigung investierten. Wales ist das Land der Küsten und Burgen, heißt es. Es wurde also Zeit, wenigstens eine zu besuchen. Wir verließen Snowdonia und ließen auf der Rückfahrt das Inland (wie bereits auf der Hinfahrt) links liegen, bis auf einen kurzen Stopp am Caban-coch Reservoir. Letzte Etappe in Wales war die Hauptstadt Cardiff, wo wir für eine Nacht im Hafengebiet an der Bay blieben. Cardiff erschien uns als quirlige Stadt mit lebendiger Atmosphäre, die den Spagat vollzieht zwischen Bewahrung historischer Bauten und moderner Architektur.

Das war es. Am nächsten Morgen verließen wir Wales Richtung Folkestone in Südengland, wo der Eurotunnel beginnt (oder endet, je nach Sichtweise). Folkestone bietet so viel mehr als man gemeinhin vermuten mag und lohnt sicher mehr als nur als Durchgangsstation behandelt zu werden. Hier verbrachten wir unseren letzten Nachmittag bei einem gemütlichen Spaziergang über den Zig-Zag-Path zum Strand und einem letzten Bier im Pub. Zum krönenden Abschluss gab es abends im Familienzimmer Fish&Chips und 2. Bundesliga (Sach ma Schalke), bevor es am nächsten morgen mit dem Autozug zurück auf das europäische Festland bei Calais und dann in vier Stunden Autofahrt nach Hause ging.

Final Words

Ich weiß, ein sehr langer Artikel. Und Respekt für alle, die bis hierhin durchgehalten haben. Ich zähle bisher mehr als 125 Fotos, das ist eine Herausforderung ähnlich einem Dia-Abend wie vor 30 Jahren. Und dennoch hat mich die begrenzte Auswahl der Fotos herausgefordert, denn digital habe ich noch so viel mehr auf der Platte, was ich zeigen mag, nur eben analog nicht.

Das bleibt der eine Wermuttropfen, nämlich dass ich die Reise aufgrund des Defekts meiner PENTAX 645 filmisch nicht so begleiten konnte, wie ich mir das vorher ausgemalt hatte. Selbst der Titel dieses Posts – mit der Anspielung auf den Kodak Gold Film – stand schon vor der Reise fest, weil ich mich so auf das Gespann 645 und Gold gefreut hatte. Nun gut, die digitale K-1 hat die Lücke gefüllt und das Problem meiner PENTAX 645 ist erkannt (im Grunde ist nur der Auslöser im Batteriegriff defekt), Ersatz bereits gesorgt. Sogar mehr als notwendig (aus eins mach drei), aber das wird ein andermal erzählt.

Die Reise durch Wales war wirklich großartig, so viele besondere Orte und Eindrücke. Die Erholung ist dabei vielleicht zugunsten des Erlebens ein wenig auf der Strecke geblieben. Meine Erkenntnis: Wales braucht mehr Zeit als die drei Wochen, die uns für das ganze Land zur Verfügung standen. Besonders die Regionen Pembrokeshire im Süden sowie Eryri (Snowdonia) und Cardigan Bay im Norden hätten für sich jeweils drei Wochen zum Erkunden und Relaxen verdient. So bleibt ein wenig das Gefühl, viele schöne Orte gesehen, aber auch zugleich verpasst zu haben. Oder positiv formuliert: es lohnt sich auf jeden Fall wiederzukommen. Ich denke wir hatten relativ Glück mit dem Wetter, aber noch mehr Sonne wäre auch nicht verkehrt gewesen. Denn die Sandstrände von Wales an der Cardigan Bay, in Pembrokeshire oder Gower sind wirklich wunderschön, das Wasser tief blau-grün und die Kulisse der steinigen Küste und Berge einfach fantastisch.

Ich kann nur jeden ermutigen, Wales als Reiseziel ins Auge zu fassen, gerade weil es vielleicht nicht so prominent ist wie Cornwall oder Schottland. Und keine Scheu vor dem Linksverkehr: daran gewöhnt man sich schneller als gedacht. Einzig die britische Küche und die teilweise sehr engen Landsträßchen sind Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Aber es lohnt sich!

2 Kommentare

  1. Ja super!
    Das ist ja ein toller Reisebericht und Wales rutscht weit nach oben auf meiner Liste.
    Es sind eine Menge hervorragender und auch unterhaltsame Fotos.
    Jürgen, Paul und am Ende noch ein paar Outtakes.
    Herzlichen Dank

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